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Thema: Re: Aufklärung über den Sozialismus, Kommunismus und Anarchismus Do 1 Mai 2014 - 23:42
Thomas Sankara - Der Che Schwarzafrikas
“Our revolution is not a public-speaking tournament. Our revolution is not a battle of fine phrases. Our revolution is not simply for spouting slogans that are no more than signals used by manipulators trying to use them as catchwords, as codewords, as a foil for their own display. Our revolution is, and should continue to be, the collective effort of revolutionaries to transform reality, to improve the concrete situation of the masses of our country.” -Thomas Sankara
Was wäre, wenn Thomas Sankara überlebt hätte? Wäre Westafrika heute ein Hort des Wohlstands und der Demokratie? Von 1984 bis 87 gelang es dem jungen Präsidenten, eine Vielzahl grundlegender Reformen voranzutreiben. Burkina Faso war auf dem besten Weg, postkoloniale Abhängigkeiten zu überwinden, wirtschaftlich zu gedeihen und seine eigene Identität zu finden – zum Missfallen Frankreichs und einiger Nachbarstaaten. Am 15. Oktober 1987 wurde Sankara in einem Putsch ermordet. Über das kurze Leben eines Visionärs
Wir befinden uns zu Beginn der Achtziger Jahre in der ehemaligen französischen Kolonie Obervolta, dem heutigen Burkina Faso. Das Land durchlebt eine schwere Finanzkrise, die durch eine politische Krise noch verstärkt wird. Seit der Unabhängigkeit haben sich verschiedene Staatsformen abgewechselt, ohne das neokoloniale System je in Frage zu stellen. Während die überwältigende Mehrheit der Menschen in den Städten und auf dem Land in Armut lebt, mobilisieren sich die Angehörigen der städtischen Mittelschicht in Gewerkschaften. Die fortschrittlichsten unter ihnen treten geheimen marxistischen Organisationen bei.
Thomas Sankara ist zu diesem Zeitpunkt Anfang 30 und gerade zum Informationsminister ernannt worden – ein charismatischer Mann mit politischen Visionen. Er gruppiert junge Offiziere um sich, die wie er nach einer radikalen Veränderung streben und Beziehungen zu jungen marxistischen Intellektuellen knüpfen. Gemeinsam organisieren sie die Machtübernahme vom 4. August 1983. Die Armee soll dabei eine zentrale Rolle spielen, während organisierte Zivilisten sich um die politische Ausrichtung kümmern und die Bevölkerung in den neu zu gründenden „Komitees zur Verteidigung der Revolution“ (CDR) flankieren sollen.
Als Thomas Sankara mit nur 33 Jahren zum Präsidenten von Obervolta aufsteigt, erkennt ihn das Volk als unumstrittenen Herrscher an. Er hat sich lange auf seine Machtübernahme vorbereitet und dabei doch niemals sein wichtigstes Ziel aus den Augen verloren, das er in einer Rede vor der UN-Generalversammlung 1984 wie folgt schildert: „Wir lehnen den Zustand des bloßen Überlebens ab; wir wollen den Druck lockern, unsere Dörfer von ihrer mittelalterlichen Starre befreien, unsere Gesellschaft demokratisieren und unsere Geister öffnen, um kollektiv Verantwortung zu übernehmen – ja, um die Erfindung der Zukunft zu wagen. [...] Das ist unsere politische Agenda."
Die Revolution erfüllt für Sankara hauptsächlich einen Zweck: die Lebensbedingungen der Bevölkerung zu verbessern. In allen Bereichen strebt er einen Bruch mit der Vergangenheit an: Die Verwaltung soll umstrukturiert und die Reichtümer umverteilt werden; Korruption ist gnadenlos zu bekämpfen; die Frauen sollen durch konkrete und symbolische Aktionen bei ihrer Befreiung unterstützt werden und die Jugend soll mehr Verantwortung erhalten. Außerdem will Sankara das Chefwesen bekämpfen, in dem er den Grund für die Rückständigkeit der Dörfer und ihre Unterstützung der alten Parteien sieht – ein verzweifelter Versuch, die Bauern als aktive Unterstützer der Revolution zu gewinnen. Doch nicht genug: Sankara will die Armee umbauen und sie in den Dienst des Volkes stellen, indem er ihr produktive Aufgaben zuschreibt, denn er fürchtet ihr Gewaltpotenzial: „Ein Soldat ohne politische Bildung ist ein potentieller Verbrecher.“
Thomas Sankara, von 1983 bis 1987 Präsident von Burkina Faso, kam mit 33 Jahren an die Macht - als Hauptmann ("Capitaine") der Luftwaffe, den Revolver im Halfter und ein Buch von Karl Marx in der Hand. "Genosse Sankara", auch "Tom Sank" genannt, wollte er sein Land reformieren. Sankara wurde 1981 zum Informationsminister ernannt und am 10. Januar 1983 Premierminister der Regierung von Jean-Baptiste Ouédraogo. Im Mai 1983 wurde Sankara verhaftet, was im Volk große Proteste hervorrief. Blaise Compaoré, Sankaras Freund und Weggefährte aus Militärzeiten, organisierte einen Staatsstreich. Daraufhin wurde Sankara am 4. August 1983 Chef eines Nationalen Revolutionsrates und fünfter Präsident von Obervolta. Libyen unterstützte diesen Staatsstreich. Sankara war sozialistischer Revolutionär. Er ließ sich von Fidel Castro und Kuba inspirieren, ebenso von Jerry Rawlings, dem damaligen Präsidenten Ghanas, der in der Dokumentation ausführlich zu Wort kommt. Sankara war Populist, verstand sich auf symbolische Maßnahmen. Seine Minister mussten Renault R 5 fahren, und er propagierte, Kleidung aus heimischer Produktion zu tragen. Den traditionellen Stammesführern, die sich des Bodens bemächtigen wollten, stellte er sich ebenso entgegen wie der Laxheit demotivierter Beamter. Aus Obervolta wurde am 4. August 1984 Burkina Faso, auf Deutsch "das Land der Aufrechten".
Sankara, ein freimütiger, altruistisch denkender Mann mit ansteckendem Humor und großer Ausstrahlung, versuchte, die ganze Bevölkerung für seine revolutionären Pläne zu gewinnen. Er nahm den Kampf gegen Hunger und Korruption auf, setzte sich für die Verbesserung des Gesundheits- und Bildungssystems ein sowie für die Wiederaufforstung seines Landes. Außerdem setzte er sich für die Rechte von Frauen ein, verbot die Beschneidung von Mädchen und verurteilte Polygamie. In seiner Regierung befanden sich so viele Frauen, wie nie zuvor in einem afrikanischen Staat. Während seiner Regierungszeit setzte er das Projekt der planwirtschaftlichen und sozialistischen Entwicklung des Landes um.
Am 15. Oktober 1987 wurde Sankara in einem Putsch des Militärs getötet. Eine Woche vor seinem Tod zitierte er in einer Rede zum Gedenken an Che Guevara den Satz eines Offiziers der kubanischen Revolution: „Nicht schießen, Ideen lassen sich nicht töten".
Es wundert mich schon etwas das ich erst jetzt von ihm etwas gelesen habe, auch wenn es schon ein paar Jahre her ist, so ist sein Wirken zeitloser Natur. Er ist einer der wenigen die die Essenz und den Sinn des Sozialismus und der permanenten Revolution (oder auch Systemevolution) verstanden haben. Gerade Afrika ist in der Hinsicht mehr als interessant, denn auch wenn es den direkten Kolonialismus nicht mehr geben mag, so leiden weite Teile dieses Kontinents noch immer unter den Nachwirkungen und noch immer bestehen imperialistische Interessen der einstigen Kolonialmächte. Die Ausbeutung zu beenden war das angestrebte Ziel von Sankara, jedoch nicht nur das, er wollte auch die demokratisch/sozialistische Praxis durchführen und kam der Sache recht nahe, wie kaum ein anderes Land in Afrika. Leider hat er sich durch seine Emanzipationspolitik auch Feinde gemacht, wie so oft wenn jemand Robin Hood spielt.
Ist einfach eine interessante Persönlichkeit, auch lobenswert war sein Einsatz für die Emanzipation und Gleichberechtigung von Frauen in seinem Land. Er war gleich auf mehreren Ebenen seiner Zeit voraus. Ich fände es interessant wenn sich mehr Länder in Afrika ein Beispiel an seinem Konzept nehmen und ihr Potential erkennen. Damit könnte das auch ein Umdenken in den Industrienationen auslösen. Es gibt eben keine 1., 2. und 3. Welt, es gibt nur eine und wir sitzen alle im selben Boot! Dezentralisierung ist das Schlüsselwort:
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Thema: Re: Aufklärung über den Sozialismus, Kommunismus und Anarchismus Sa 3 Mai 2014 - 5:38
Links/Rechts (Politik für Dummies)
Das ewige Schubladendenken macht die Welt vielleicht einfacher und aufgeräumter, aber wirklich weitergebracht hat es uns in den letzten Jahrzehnten nicht. Ich persönlich betrachte mich als freiheitsliebender Anarchist, will mich aber mit vielen sogenannten "Linken" nicht in die selbe Ecke drängen lassen (und mit den meisten sogenannten "Rechten" schonmal garnicht). Ich hab den Eindruck, je mehr es die Menschen nötig haben, sich entweder als das eine oder das andere zu bezeichnen, desto kleiner ist ihr Schwa.. äh Selbstbewusstsein.
Dieses Video soll ein kleiner Denkanstoß sein, aus den Schubladen der Vorfahren auszubrechen und die bunte Vielfalt des Lebens zu entdecken, denn die Welt besteht aus mehr als nur schwarz oder rot, links oder rechts, Freund oder Feind.
Ukraine und so
Ich kann die ganze Scheiße nicht mehr hören... Krisen... Propaganda... Welt-Politik... Schwanzvergleich auf globaler Ebene... Politiker und sogenannte "Experten", die im Fernsehen verlogene Scheiße schwallen, und ein idiotisches Dummvolk, das ihnen ernsthaft dabei zuhört...
Ich scheiß auf eure Krisen! Ich pisse auf eure Politik! Ich kacke auf eure Informationsgesellschaft! Werdet endlich erwachsen. Werdet endlich zivilisiert. Oder bringt euch meinetwegen gegenseitig um. Aber dann fangt mal endlich damit an und labert nicht länger um den heißen Brei rum... ist ja nicht zum Aushalten, jeden Tag die selben halbwahren Nachrichten und die selben dämlichen Parolen (und zwar hier im Netz genauso wie im TV und den Zeitungen... traurig aber wahr)
Mal zwei Videos die den Nagel ziemlich auf den Kopf treffen, in diesem Sinne bin ich auch außerhalb des politischen Parlamentarismus, denn dieses ist mehr als obsolet und überholt. In der Hinsicht bin auch ich voll und ganz Anarchist.
Nestor Machno
Die Machno-Bewegung (genannt: Machnowschtschina) wuchs schnell und hatte das Ziel eine anarchistische Ukraine zu verwirklichen. Die Anhänger Machnos kämpften mit bis zu 50.000 freiwilligen Partisanen in der Ukraine mit 7 Millionen Einwohnern, in deren bäuerlicher Bevölkerung sie starken Rückhalt hatten. Die somit als Volksarmee zu bezeichnende Bewegung Machnos war durch Verwendung von mit Pferden oder Maultieren bespannten (und oft mit Maschinengewehren bestückten) Kutschen und Bauernwagen hoch beweglich. Sie hatten durch ihre Verwurzelung in der bäuerlichen Bevölkerung, den Muschiks, nicht nur deren Unterstützung, sondern auch logistische Vorteile. Die Pferde wurden bei den Bauern nicht gewaltsam requiriert. Dokumente aus ukrainischen und russischen Archiven, die bisher der Öffentlichkeit nicht zugänglich waren, belegen, dass Machno für eine Bezahlung mit Geld oder Naturalien sorgte. Die Machnowschtschina konnte sich erfolgreich gegenüber den deutschen und österreichischen Mittelmächten sowie gegen die Weißrussen behaupten.
Im Juni 1918 traf Machno auf Vermittlung Swerdlows im Moskauer Kreml Lenin, der versuchte die Bewegung für seine bolschewistische Gegenregierung in Charkiw zu gewinnen. Der von der deutschen obersten Heeresleitung inzwischen eingesetzte Ataman Skoropadskyj wurde nach deren Zusammenbruch im November 1918, welches ein machtpolitisches Vakuum hinterließ, von Machnos Truppen vertrieben.
Das Eingreifen polnischer, bolschewistischer und rest-ukrainischer Militärverbände mündete in langwierigen Kriegshandlungen, in denen die Machno-Bewegung, die Machnowschtschina, über vier Jahre ihre Positionen erfolgreich gegen die Weiße Armee verteidigte. Offiziere Denikins wurden nach ihrer Gefangennahme durch Machno-Leute meist erschossen. Einfache Soldaten der Denikin-Armee ließ man dagegen laufen, nachdem man sie ihrer Oberbekleidung beraubt hatte. (Uniformen beziehungsweise Kleidung überhaupt waren während der Bürgerkriegswirren noch knapper als Waffen und Munition.)
Machno lehnte Verhandlungen mit den Weißen ab und schlug sich 1920 nach einer Phase des Partisanenkriegs gegen die sowjetische Regierung wieder auf die Seite der Roten Armee.
http://de.wikipedia.org/wiki/Nestor_Machno
Die Ukraine und Spanien waren einst auf dem richtigen Weg Richtung Anarchismus/Anarchosyndikalismus. Ich selbst sehe im Anarchistischen Kommunismus die ideale Synthese aus beiden Prinzipien, welches sich auch weniger in System-Theorien verrennt, sondern ganz pragmatisch agiert, quasi als selbstverwaltender, vernetzter Selbstläufer.
Ich wünschte mir gerade jetzt würden solche Ideen, Vorstellungen und auch praktische Umsetzúngen mehr ins Bewusstsein kommen, denn ich sehe inzwischen nur noch in diesem Prinzip einen Sinn:
Übrigens bezieht sich das nur auf den Staatssozialismus, ich sehe nur eine Möglichkeit in einem dezentralen, sozialorientierten, demokratischen Anarchismus. Ein System in dem es natürlich noch immer gewisse Kontrollmechanismen geben muss, so auch soziale Absicherungen und auch eine gewisse Form der Selbstverteidigung. Nur eben ohne kapitalistische, zentralistische und egoorientierte Autoritäten. Denn wenn sich der Mensch genau von diesen Instanzen emanzipiert und aus seiner Unmündigkeit befreit, wird diese scheinbar so "utopische" Idee Realität. Denn sie ist möglich, man muss es nur wollen/machen. In diesem Sinne:
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Aufklärung über den Sozialismus, Kommunismus und Anarchismus