Automatisches Schreiben, wenn das Unterbewusstsein spricht

Am Anfang als Info vor dem Schreiben:

Die Ursprünge der Écriture automatique gehen auf die Psychologie zurück. Der Begriff wurde um 1889 vom französischen Psychotherapeuten Pierre Janet im Rahmen therapeutischer Versuche geprägt, wobei der Patient im Halbschlaf, in Trance oder unter Hypnose zum Schreiben angehalten wurde, um das Unbewusste ins Bewusstsein zu holen. Janet führte dieses Schreibverfahren als psychologische Behandlungsmethode ein. Durch den unbewusst gesteuerten Schreibfluss erhält der Patient neue Ideen bzw. neue Kombinationen von Ideen oder Assoziationen, und so können unbewusste Eindrücke und Erlebnisse verarbeitet werden. Die Methode wird auch verwendet, um den Schreibstart zu erleichtern oder um Schreibblockaden abzubauen.

„Lassen Sie sich etwas zum Schreiben bringen, nachdem Sie es sich irgendwo bequem gemacht haben, wo Sie Ihren Geist so weit wie möglich auf sich selbst konzentrieren können. Versetzen Sie sich in den passivsten oder den rezeptivsten Zustand, dessen Sie fähig sind. Sehen Sie ganz ab von Ihrer Genialität, von Ihren Talenten und denen aller anderen. Machen Sie sich klar, daß die Schriftstellerei einer der kläglichsten Wege ist, die zu allem und jedem führen. Schreiben Sie schnell, ohne vorgefaßtes Thema, schnell genug, um nichts zu behalten, oder um nicht versucht zu sein, zu überlegen. Der erste Satz wird ganz von allein kommen, denn es stimmt wirklich, daß in jedem Augenblick in unserem Bewußtsein ein unbekannter Satz existiert, der nur darauf wartet, ausgesprochen zu werden. (…) Fahren Sie so lange fort, wie Sie Lust haben. Verlassen Sie sich auf die Unerschöpflichkeit des Raunens. Wenn ein Verstummen sich einzustellen droht, weil Sie auch nur den kleinsten Fehler gemacht haben: einen Fehler, könnte man sagen, der darin besteht, daß Sie es an Unaufmerksamkeit haben fehlen lassen – brechen Sie ohne Zögern bei einer zu einleuchtenden Zeile ab. Setzen Sie hinter das Wort, das Ihnen suspekt erscheint, irgendeinen Buchstaben, den Buchstaben l zum Beispiel, immer den Buchstaben l, und stellen Sie die Willkür dadurch wieder her, daß Sie diesen Buchstaben zum Anfangsbuchstaben des folgenden Wortes bestimmen.

http://de.wikipedia.org/wiki/%C3%89criture_automatique

Ein ähnlicher Prozess der aber schon etwas in die esoterische Ecke geht:

Channeling = Eine Art von "Jenseitskontakten" oder ein Eintauchen in pure Inspiration und Fantasie. Das Medium hört dabei innere Stimmen und gibt diese anschließend wieder (mündlich oder schriftlich). Channelings können sowohl im Wach-BW (englische Medien), in Halbtrance (meist hier der Fall) oder in Volltrance mit Readingleiter abgehalten werden.

Noch als kleiner Tipp für welche die gern schreiben (wie ich), eine angenehme, begleitende Musik im Hintergrund wirkt Wunder. Möglichst Musik ohne Gesang und ohne Texte, mehr wie eine Klangkulisse eben, eine Klanglandschaft die die Gedanken trägt und streichelt, sie auch stimuliert und inspiriert. Im Grunde bin ich gerade schon am automatischen Schreiben, es geht mir hier nicht nur um dieses Phänomen, das sich das geschriebene und gesprochene verselbstständigt wenn das Unterbewusstsein den Takt vorgibt, nein es soll auch eine Art Selbstexperiment sein, dieses Thema wird bei den folgenden Beiträgen dann und wann also kein vorgefertigtes Thema haben, sondern aus völlig freier Schreiberei bestehen.

Der philosophische Aspekt wird sein, den inneren, unterbewussten Anarchisten zu erkennen, vielleicht sogar die absolute Selbsterkenntnis zu gewinnen...

Ich hab' ziemlich große Probleme, die "Zensurinstanz" in mir abzuschalten. Hast du dafür vielleicht noch mehr Ratschläge?

@Tarvoc

Meinst du mit "Zensurinstanz" das was das Schreiben zurückhält? Sprich Selbstzensur?

Nun ich kenn das Problem bei mir selbst auch, ich habe schon so vieles geschrieben und wieder gelöscht oder wollte schreiben und hab schon im Kopf Backspace gedrückt. Doch wenn ich was getrunken oder geraucht habe, dann sprudelt es bei passender Musik und reiner Intuition einfach so raus, da wird es zum Selbstläufer, jedoch lass ich dabei dann auch tief in meine Gedanken blicken, in dem Moment lass ich meine Hosen runter und bin meist auch sehr sensibel und emotional während des Schreibens. Doch es macht spaß so zu schreiben. Auf diese Weise hab ich hier schon viele Themen und Texte geschrieben.

Wie denkst du denn während des Schreibens? Denkst du schon während des Schreibens über das geschriebene nach? Sprich, denkst du schon an mögliche Fehler, Unstimmigkeiten und innere Unsicherheiten?

Ich bin beim schreiben weit offener als beim Sprechen, beim Sprechen bin ich meist sehr introvertiert und behalte vieles für mich, doch mit der passenden Stimmung und Beschallung (Musik ohne Texte, mehr so Klangkulissen die Gefühle und Gedanken tragen), werde ich zum offenen Buch. Nicht selten neige ich dabei zum Seelenstriptease, selbst wenn das geschriebene dann meist weniger schlüssig ist und auch weniger logisch/rationaler Natur ist

Meinst du das?

cRAwler23 schrieb:

Meinst du mit "Zensurinstanz" das was das Schreiben zurückhält?

Ja, genau. Ich habe Schwierigkeiten, in so einen Fluss hineinzukommen. Beim Sprechen fällt mir das ein ganzes Stück leichter. Auch Schreiben im Forum fällt mir leichter als wenn ich alleine nur für mich schreibe.

Ich denke mal dieses Problem habe auch ich, zumindest wenn es um Texte fachspezifischer Natur geht, also Hausarbeiten und Konzeptionen, also das ganz trockene Zeug, da leide ich unter extremer Prokrastination. Wenn ich nur für mich alleine schreibe ist das etwas anders, wenn ich Lust und Zeit habe schreibe ich dann und wann wie von selbst. Es ist sehr stimmungsabhängig und sobald ich es nicht mehr als "Pflicht" betrachte zu schreiben sondern als Bedürfnis, wird es zum Selbstläufer. Ich glaube da besteht auch der große Unterschied bei Schriften, wenn es zum Bedürfnis wird, entsteht eine Leidenschaft fürs Schreiben und das lesen dann auch andere gern, weil sie es "spüren" können. Doch geht es um trockene, leidenschaftslose Sachtexte, so kämpft man sich eher durchs Schreiben und Lesen.

Beim automatischen Schreiben übernimmt mehr so das unterbewusste, das ergibt dann meist keinen Sinn, doch es ist ganz praktisch bei einer Schreibblockade einfach loszuschreiben, so das man vielleicht innere Anspannungen lösen kann, Gedanken kanalisieren und wieder mehr strukturieren. Hänge momentan auch etwas durch meine Prokrastination und muss mir da immer nen Tritt in den Arsch geben. Ich wünschte ich könnte fachliches mit der Leidenschaft schreiben wie ich es in Foren kann. Ich glaube in einem Forum ist das Schreiben einfach ungezwungener, lockerer und dann und wann auch angenehmer, wenn man einfach gern schreibt. Es sei denn man verrennt sich in eine angespannte Diskussion

Ich bewundere jedenfalls fleißige Buchautoren die Sachlichkeit und Leidenschaft im Schreiben kombinieren, bei denen merkt man wirklich das es ihnen ein Bedürfnis ist zu schreiben. Vielleicht ist es ihnen auch gänzlich egal ob es veröffentlicht wird und wie es dann bei den Lesern ankommt auch nicht so wichtig.  

Was schreibst du denn für dich alleine?

cRAwler23 schrieb:

Was schreibst du denn für dich alleine?

Hauptsächlich auch wissenschaftliche Arbeiten. Seltener Essays. Ich würde auch gerne anderes (z.B. Literatur, aber auch Flugblätter, etc.) schreiben, ich bekomme es nur meistens nicht so richtig hin.

Die Schreibblockaden zu durchbrechen ist auch bei mir ein enormes Problem.