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Thema: Wie lebt es sich im Matriarchat? Di 16 Aug 2011 - 1:09
"Frauenherrschaft? Das ist Unfug!"
Sind Matriarchate tatsächlich das Paradies für Frauen? Wie ergeht es den Männern dort? Klischee und Wirklichkeit haben wenig miteinander zu tun. Und wir können viel aus dem matriarchalen Leben lernen. Die Muster sind einfach anders. Matriarchate stärken die Stellung der Frau. Wenn die stark ist, heißt das aber nicht, dass die Stellung des Mannes schwach sein muss. Ich bezeichne Matriarchate als Gesellschaften in Balance. Ihre Muster zeigen deutlich, dass sie von einer Egalität der Geschlechter ausgehen, dass also beide Geschlechter gleichwertig sind. Jedes Geschlecht hat seine eigene Aktionssphäre und seinen eigenen ökonomischen, rituellen und sozialen Bereich. Das übertreten sie auch nicht, weil sie der Auffassung sind, dass sich die Geschlechter gegenseitig respektieren müssen, und der gleiche Respekt gebührt ihren jeweiligen Handlungssphären.
Die Männer können damit gut leben? Da gibt es keine Machtkämpfe? Die brauchen keine Machtkämpfe, eben weil matriarchale Gesellschaften genau auf die Balance und die Egalität der Geschlechter achten. Matriarchate werden ja meist mit Frauenherrschaft verwechselt. Das ist aber völliger Unfug. Diese Stereotype "Dann geht es den Männern schlecht", "Dann müssen die revoltieren" und ähnliches Zeug, sind nichts als Vorurteile aus unseren westlichen Köpfen. Die Männer dort müssen nicht in die Frauensphäre eindringen und die Frauen nicht in die Männersphäre. Das würde man als nicht in Ordnung betrachten, weil jedes Geschlecht seinen eigenen Machtbereich hat. Matriarchale Männer – das ist sehr interessant – verteidigen ihre Kulturen intensiv gegenüber patriarchalen Übergriffen von außen. Sie leben gern in ihrer Gesellschaft.
Ist die Gleichrangigkeit beider Geschlechter das, was das Leben im Matriarchat besonders prägt? Das prägende Merkmal ist die Ausgewogenheit in allem: bei Männern und Frauen, zwischen Jüngeren und Älteren, und vor allem auch, was ganz wichtig ist, zwischen Mensch und Natur. Inwiefern spielt die Frau im Matriarchat dennoch die zentrale Rolle? Matriarchale Gesellschaften sind in der Mutterlinie organisiert. Die Menschen leben in großen Clans zusammen, meist in einem Clan-Haus, und die Clans bestehen aus den Verwandten in der Mutterlinie. Deswegen sind die Mütter zentral. Das heißt aber noch lange nicht, dass sie dort herrschen. Sie haben einfach die größte Achtung, weil alle, die in dem Clan-Haus wohnen, ihre Töchter und Söhne und Enkelinnen und Enkel sind. Auch ökonomisch gibt es da einen interessanten Aspekt: Beide Geschlechter tragen zur Ökonomie bei. Aber die Güter werden in die Hände der Clan-Mütter gegeben, und die haben nicht das Recht, sie zu besitzen, sondern sie haben das Verteilungsrecht. Die Clan-Mütter sind dafür verantwortlich, dass die Güter gleichmäßig verteilt werden, und das bedeutet, dass alle Clan-Mitglieder gleich viel erhalten.
Wenn bei uns zwei Menschen in Streit geraten, kommt es zu seelischen Verletzungen, und die beiden Menschen sind meist allein, es hilft ihnen niemand. In matriarchalen Gesellschaften ist bei einem individuellen Streit der ganze Clan da. Und wenn Clans in Schwierigkeiten geraten, dann hilft das gesamte Dorf, die Streitigkeit zu lösen. Das bedeutet: Es ist niemand im Streit allein. Es ist immer eine Gemeinschaftsaufgabe, Konflikte zu lösen. Und es geschieht stets durch Verhandlungen und Gespräche. Denn so funktioniert auch die ganze politische Entscheidungsfindung. Matriarchale Gesellschaften regieren sich selbst stets durch Verhandlungen mit dem Ziel der Konsensfindung.
Das heißt, sie leben in einer Art Konsensdemokratie? Das ist äußerst interessant: All ihre politischen Entscheidungen fallen tatsächlich in Einstimmigkeit. Und das nicht nur im Clan, sondern im ganzen Dorf und in der Region. Das geschieht über ein sehr ausgeklügeltes System von verschiedenen Räten. Der Clan-Rat kommt zusammen, dann der Dorf-Rat und dann der Regional-Rat. Die Beratungen zeugen davon, dass die Menschen eine enorm hohe kommunikative Kompetenz haben. Sie beraten so lange, bis sich über ein Problem, das die Region betrifft, alle Menschen dieser Region einig sind. Ich habe das selbst in China miterlebt. Das funktioniert. Es ist ein politisches Muster, das von vornherein Hierarchie, Klassen, Abwertung und Mundtotmachen von anderen unterbindet. Da sind alle - auch die Minderheiten - integriert, und alle haben was zu sagen. Ich muss natürlich hinzufügen: Es sind keine Riesen-Gesellschaften wie unsere, sondern kleinere.
Haben wir eine Chance, matriarchale Strukturen in unserer Gesellschaft zu etablieren? Sie zeigen ja eindrücklich, dass eine Gesellschaft in Balance mit ökonomischer Gleichverteilung und politischem Konsens kein idealisierter Hokuspokus ist, sondern gelebt werden kann. Ja, es ist lebbar. Und die Frage, was wir von diesem Wissen und diesen sehr menschenfreundlichen Mustern in unsere Gegenwart übernehmen können, wird tatsächlich immer lauter, weil mittlerweile viele Frauen und auch Männer von dieser Forschung wissen. Da muss man nicht warten, bis einzelne Staaten eine Veränderung in Gang bringen. Es gibt zahlreiche Beispiele, wo Menschen anfangen, in ihrem Zusammenhang matriarchal zu leben. In alternativen Bewegungen werden matriarchale Clans gegründet. In der Öko-Bewegung gibt es Menschen, die ihren anderen Umgang mit der Erde als matriarchalen Wert betrachten. In manchen Gemeinschaften probieren sie auch die Konsensfindung. Die Menschen beginnen damit von unten. (via ntv-Wissen & Wiki)
Ich muss ganz ehrlich sagen, es ist bestimmt ungewöhnlich als "Kerl" dieses Thema anzusprechen, doch ich finde es mehr als interessant. Meiner Meinung nach entstehen viele Probleme in unserer Gesellschaft erst durch strikte Rollenverteilung in der Erziehung, auch die übergeordnete Rolle des Mannes halte ich nicht mehr für zeitgemäß. Eine ausgeglichene Gesellschaft die Leistungen als solche belohnt wie sie auch erbracht werden ist wichtiger als vorfestgelegte Entlohnung die nicht selten geschlechtsspezifisch ist.
Ich werde erst mal nix weiter schreiben (da ich auf die wenigen Mädels hier hoffe die dazu vielleicht eine Meinung haben), es geht hier nicht um den Feminismus den viele Männer nicht nur unangenehm empfinden, sondern der Frau selbst sogar des Öfteren nicht gerade hilfreich erscheint. Es ist viel mehr so das die Frau, wenn sie nicht zu sehr in ihre Rolle gepresst wurde, durchaus vernunftbegabter und selbstdisziplinierter erscheint als ein Mann und vielleicht sogar längerfristig vernünftigere Entscheidungen treffen kann. Ich glaube das eine matriarchale Gesellschaft durchaus entspannter wäre als die in der wir momentan leben (auch wenn wir denken es gibt Gleichberechtigung), ich denke man müsste die Leistungsgesellschaft neu bewerten, die von einer meist reichen, männlichen Elite geprägt wird und eben jenen Leistungsdruck aufbauen.
Ich denke bei einem Matriarchat nicht an feministische Kampflesben, sondern an eine vernunftbegabte, feminin strukturierte Gesellschaft. Keine Herrschaft durch Frauen als Ersatzherrschaft für Männer. Ich finde wir haben lange genug in einem Patriarchat gelebt, geprägt von Kriegen, Unterdrückung und der Gesellschaft von vernunftlosen Machos. Mal ehrlich ich glaube das Testosteron zwar "Stärke" bedeutet, doch eben auch Aggression und irgendwie will sich jeder als Alphamännchen aufspielen oder sich beweisen und so entstehen die meisten Konflikte zwischen Menschen. Das heißt aber auch nicht sich von den Frauen "beherrschen" zu lassen, sondern vielmehr zwischenmenschliche Vernunft als "Macht" zu erkennen.