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Thema: Ego Death Sa 15 Aug 2015 - 13:28
Spirituelles Erwachen bedeutet, das wir uns wieder mit den Erfahrungsdimensionen verbinden, die von der Ichstruktur verdunkelt werden." (...) Dieser Teil "ist im Transformationsprozess der Schwierigste, da er von uns verlangt, einen Teil der eigenen Identität loszulassen, und dieses Aufgeben kann als Auflösung, als Desintegration, als Fragmentierung oder als Gefühl Auseinanderzufallen erlebt werden. Dieser Wendepunkt kann sehr schmerzhaft und beängstigend sein, weil das alte Identitätsgefühl zerbröselt und abfällt, ohne dass man weiß, was – oder ob überhaupt etwas – an seine Stelle treten wird. Was man festgehalten hatte, kam einem real vor, und jetzt lässt man es gehen und steuert auf etwas zu, das sich unbekannt und wie ein unerforschtes Gebiet anfühlt. Es ist, als spränge man in einen Abgrund, und das kann schrecklich sein.
Alle spirituellen Entwicklungsprozesse ... haben immer mit einem Loslassen unserer alten Identität und der Wiedergeburt in Form eines neuen Selbstgefühls zu tun." Er bezeichnet diesen Prozess als allumfassend: "er bezieht unser ganzes Sein mit ein. Nachdem wir unsere spirituelle Identität verlassen haben, führt uns die Meditation durch die völlige Auflösung unseres Selbstgefühls, durch eine so »tiefe Nacht« wie der Tod selbst (...) Wenn sich unsere äußere und innere Welt auflösen, verlieren wir das Gefühl für Bezugspunkte. Beunruhigung und Angst steigen auf und führen den Praktizierenden in einen Bereich von Furcht und Schrecken. (...) Wir müssen jede einzelne Ebene präzise benennen und zulassen, dass sie entsteht und vergeht. Jede andere Reaktion hält uns gefangen (...) Wir brauchen nichts anderes tun, als uns diesem Tod zu öffnen und zu jemandem zu werden, die oder der den Bereich des Todes betreten hat und Angesicht zu Angesicht mit ihm erwacht ist.
Die Auflösung des Ich-Konstruktes, auch Ego-Tod, Ich-Auflösung oder Ich-Entgrenzung genannt, gehört zu den mystikumwobensten Phänomenen der Menschheit. Gleichzeitig ist es zweifelsohne eines der faszinierendsten, dass, sofern es schon einmal an der eigenen Person erfahren wurde, ganz sicher niemals mehr vergessen wird, ganz egal, ob man diese Erfahrung als etwas Positives oder Negatives erlebt hat. Wird der Ego-Tod allerdings bewusst und mehr oder minder willkürlich herbeigeführt, so etwa, wie es Mystiker, Schamanen, Sufis, Yogis oder Psychonauten praktizieren, hat das zeitweilige Verschwinden des Egos und der Verstandesgrenzen, vorausgesetzt die Erfahrung wird im Anschluss adäquat ins Alltagsbewusstsein integriert, meist jedoch einen sehr positiven Effekt. Und gerade dieser Effekt ist im heutigen -von Neid, Gier, Selbstzerstörung und spiritueller Entwurzelung gezeichneten Zeitalter -, nenn es „Babylon-System“ wie die Rastas oder „Kali-Yuga“ wie die Hindus, von unvergleichlicher Wichtigkeit. Denn der bewusste Ego-Tod, im Grunde genommen ein Zustand unverfälschten Seins, führt einen Menschen fast automatisch zu der Erkenntnis, dass alle Lebewesen Teil eines großen Ganzen sind, von jenem der Mensch ganz sicher nicht die Krone ist. Alles hat auf gleiche Weise seinen Sinn und seine Daseinsberechtigung. Denn sonst wäre es nicht da.
Doch bitte nicht falsch verstehen! Das Ego bzw. Ich ist nicht grundlegend etwas Böses oder dergleichen, wie es in spirituellen Kreisen gelegentlich verstanden wird. Es ist für uns sogar ausgesprochen wichtig, denn sonst könnten wir überhaupt nicht als Individuen denken, fühlen und letztlich auch handeln. Kurzum: Wir brauchen ein gesundes und reflektiertes Ich, damit wir uns in dieser Welt zu Recht finden können. Doch das Problem ist, dass sich die meisten Menschen vollständig mit ihrem Ego identifizieren und dabei zur Gänze vergessen, dass das Ego eigentlich nur eine psychologische Konstruktion darstellt, das sich beeinflusst durch Enkulturation, Sozialisation und Personalisation, mit zunehmendem Alter sukzessive herausbildet und manifestiert. Und je mehr es sich manifestiert, desto individueller nehmen wir uns wahr. Doch auch, und genau das ist die Kehrseite der Medaille, verlieren wir dabei das Gefühl für das große Ganze. Wir sehen uns getrennt zu unserer Umwelt und einzig diese Entwurzelung ist letztlich auch der ursächliche Grund dafür, dass der Mensch scheinbar gewissenlos seine gesamte Lebensgrundlage zerstört.
Würde er sich wieder als Teil des Ganzen sehen, so wie es unsere Vorfahren über Jahrtausende getan haben, dann könnte er gar nicht so handeln wie er es derzeit tut. Verbreitete Phänomene wie Urwaldabholzung, Massentierhaltung bzw. Tierquälerei, sexueller Missbrauch u.s.w. wären schlicht nicht mehr zu rechtfertigen und ertragen, denn mit jedem Handeln gegen seine Umwelt, handelt der Mensch letztlich auch gegen sich selbst. Und sobald die Masse dies verstanden hat, geht es eigentlich gar nicht anders, als das sich vieles in der Welt spürbar und ganzheitlich zum Positiven verändert. Die Kunst und letztlich auch die Schwierigkeit dabei ist jedoch, dass wir dazu wieder lernen müssen unser Ego nicht über zu bewerten und es bewusst als Werkzeug unseres Geistes einzusetzen. Es sollte nicht sein, dass das Ego den Mensch bestimmt, sondern umgekehrt.
Doch selbstverständlich hat die Schöpfung auch in diesem Falle mal wieder ordentlich mitgedacht und dem Menschen eine Vielzahl an Möglichkeiten zur Verfügung gestellt, die wir jederzeit nutzen können. Möglichkeiten, die uns dabei helfen können, tiefgreifende Erkenntnisse über unser Sein zu gewinnen sowie letztlich auch, und das ist der entscheidende Punkt, eine Transformation des Egos einzuleiten. Es geht also nicht ernsthaft darum, dass Ich vollständig auszulöschen, denn dann wären wir in unseren Körpern kaum noch lebensfähig. Vielmehr geht es darum, dass wir uns von destruktivem Egozentrismus befreien, das Ich auf eine höhere, bewusstere Ebene heben und eine Perspektive einnehmen, die das Ego wieder in den größeren Kontext des Lebens einbettet. (via hanfjournal)
Wenn das Ich in seiner egozentrischen Perspektive stirbt, fängt das Selbst an zu atmen, zu leben und zu erblühen. Dann und nur dann wird der Mensch lernen das er nur Teil eines Ganzen ist, untrennbar verbunden mit Allem. Das Ego gleicht einem Rollenspieler, einem Wesen das sich an Identitäten klammert als wäre es überlebensnotwendig, dabei sind sie alle nur Illusionen unserer Gedanken, Labyrinthe in die man sich verirrt hat und diese für die Realität hält, sich isoliert und allein fühlt. In manchen Momenten ist dieses Alleinsein, selbst diese Isolation wichtig, denn genau dann, wird man sich mehr und mehr seiner Illusionen bewusst und beginnt sogar das eigene Ich zu hinterfragen, man merkt das dieses Ich wie ein viel zu enges Korsett ist was das Atmen sehr schwer macht, aber es macht eine gewisse Zeit spaß damit durch die Gegend zu rennen und auffallen zu wollen, es kann sehr schön sein, so aber auch sehr hässlich, es ist die Quelle aller menschlichen und auch unmenschlichen Verhaltensweisen. Genau dann wenn man sich dessen bewusst geworden ist und man dieses Gefühl von einer Leichtigkeit verspürt die man bewusst als ein "Schweben" bezeichnen kann, dann transzendiert man und dieses Ego stirbt, es wird zwar nicht völlig weg sein und es sollte auch nie völlig weg sein. Da der Tod "nur" ein Transformationsprozess ist, von einem Zustand zu einem anderen, ist dieser Übergang fast wie ein neues Leben.
Nur die Erinnerungen, manche Eigenheiten und Verhaltensweisen werden erhalten bleiben, nur werden sie nicht mehr die Kontrolle über einen haben, man wird lernen loslassen zu können. Das ist auch die Essenz und der Kern der meisten Religionen im Hinblick auf die Spiritualität, genau das, nicht mehr und nicht weniger.