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Thema: Dschalal ad-Din ar-Rumi Fr 20 März 2015 - 1:55
Wo die Liebe erwacht, stirbt das Ich, der dunkle Despot.
Dschalal ad-Din Muhammad Rumi war ein persischer Mystiker und einer der bedeutendsten persischsprachigen Dichter des Mittelalters. Von seinen Derwischen und auch späteren Anhängern wird er Maulana (مولانا, Maulānā, türkische Aussprache: Mevlânâ „unser Herr/Meister“) genannt. Nach ihm ist der Mevlevi-Derwisch-Orden benannt. In den Sufismus wurde er von einem Murschid namens Sayyid Burhanuddin Muhaqqiq Tirmidhi eingeführt. Gemeinsam reisten sie nach Aleppo und Damaskus, wo sie Ibn Arabi von Spanien (Murcia), einem einflussreichen Sufi-Meister, begegnet sein sollen.
Als Gelehrter erlangte Maulana Dschalal ad-Din (Rumi) große Berühmtheit und er lebte und handelte, wie es sich für einen gestandenen und hochangesehenen Gelehrten traditionellerweise gehörte. Erst als er im Jahr 1244 in Konya auf den Derwisch Schams-e Tabrizi (auch bekannt als Schamsuddin Tabrizi) traf, änderte sich sein Leben von Grund auf. Schams-e Tabrizi war selber ein Schüler von Hadschi Baktasch Wali, der zur gleichen Zeit lebte. Schams war eine starke Persönlichkeit, die mit großen spirituellen Fähigkeiten ausgestattet war. Die spirituelle Bindung zwischen den beiden Freunden wurde so stark, dass Maulana (Rumi) der Welt zeitweilig entsagte, um sich ganz den Geheimnissen des Freundes zu verschreiben.
Nachdem die Eifersucht und der Neid vieler einflussreicher Konyaer zu groß wurde, floh Schams aus der Stadt. Rumis Trauer war groß, bis Schams eines Tages zurückkehrte. Vermutlich weil die Situation nach einiger Zeit wieder ebenso unerträglich wurde wie vorher, verschwand Schams für immer. Es wird heute angenommen, dass er ermordet wurde. Die Sehnsucht nach dem Freund inspirierte Maulana Dschalal ad-Din (Rumi) zu dem bis heute nachgeahmten Reigentanz und zum Dichten seiner ebenfalls bis heute vielzitierten Verse.
Nach dem Verlust seines Freundes Schams verfasste Maulana (Rumi) immer wieder Verse, die seine Trauer ausdrücken. Seine Poesie, besonders sein 25.700 Verszeilen umfassendes Gedicht Mathnawi, enthält einige der schönsten mystischen Verse, die jemals geschrieben wurden. Der Mystiker Dschami sagte über Maulana: „Er ist kein Prophet, und doch hat er ein Buch?“.
Ein weiteres Hauptwerk Maulanas ist der Diwan-e Schams-e Tabrizi (Der Diwan von Schams-e Tabrizi; Schams-ad Din = Sonne des Glaubens), der 35.000 Zeilen enthält. Dieser entstand in einem Zeitraum von 30 Jahren, vom Verschwinden Schams bis zu Maulanas Tod im Jahr 1273 in Konya. Verglichen mit dem eher nüchternen Mathnawi gibt der Diwan deutlicher das Gefühl der mystischen Trunkenheit wieder. Vergleichbar mit dem Mathnawi ist die Prosasammlung Fihi ma fihi (Über das Sein und nicht Sein). Es handelt sich hierbei um Vorträge, die er seinen Schülern hielt; genauso wie Madschalis-i Sab’a (Sieben Sitzungen), die er vor seinem Zusammentreffen mit Schams vor der Öffentlichkeit hielt. Wirklich bekannt sind jedoch seine Vierzeiler, die in knappen Worten Lebensweisheiten ausdrücken:
„Glaubst du, ich weiß, was ich tue? Dass ich einen Atemzug lang oder einen halben mir selber angehöre? Nicht mehr, als eine Feder weiß, was sie schreibt, oder der Ball vermuten kann, wohin er gleich fliegt.“
Die Lehre Maulanas (Rumis) basierte darauf, dass er die Liebe als die Hauptkraft des Universums ansah. Genauer gesagt ist das Universum ein Harmonisches Ganzes, in dem jeder Teil mit allen anderen in einer Liebes-Beziehung steht, die wiederum einzig und allein auf Gott gerichtet ist und nur durch seine Liebe überhaupt Bestand haben kann.
Der Mensch, der als ein Teil dieses harmonischen Ganzen geschaffen ist, kann die Harmonie mit sich selbst und dem Universum nur erreichen, wenn er lernt, Gott zu lieben. Seine Liebe zu Gott wird ihn dazu befähigen, nicht nur seine Mitmenschen, sondern alles von Gott Geschaffene lieben zu können. Gott durch Liebe näher zu kommen ist für Maulana, wie für die meisten Sufis, der Weg zur wahren Erfüllung im Leben. Der Grund für seine Berühmtheit ist, dass er die Fähigkeit besaß, diese Lehre in Poesie wiederzugeben.
Komm! Komm! Wer du auch bist! Wenn du auch Götzendiener oder Feueranbeter bist. Komm wieder! Dies ist die Tür der Hoffnung nicht der Hoffnungslosigkeit. Auch wenn du Tausendmal dein Versprechen gebrochen hast. Komm! Komm wieder!
Er beschrieb mit derselben Sprachgewandtheit die Freude, Gott näher zu kommen, wie die Trauer, von Gott getrennt sein zu müssen. Wie andere mystische Dichter bezeichnete er Gott als den Geliebten und die menschliche Seele, die auf der Suche nach Gott ist, als den Liebenden.
Ich liebe die Werke, Zitate und Lebensweisheiten von dieser tief spirituellen Persönlichkeit aus dem alten Persien. Generell harmoniert seine Philosophie stark mit der meinen, bei der die Ganzheitlichkeit allen Seins im ganzheitlichen Denken und Empfinden besteht. Denn es gibt eine sehr intuitive Methode um "Gott" zu erkennen, zu fühlen und sogar zu verstehen. Man ersetze einfach die Begrifflichkeiten und verstehe die Metaphern. "Gott" ist die Ganzheitlichkeit allen Seins, "Allah" ist das Allseiende, das Allseits und das All.
Nichts ist trennbar oder teilbar, selbst wenn man ein Atom spaltet, so geht weder seine Energie, noch seine Masse in seiner Ganzheit verloren, nur eben sein Zustand ändert sich. So kann man alles im Leben verstehen und erkennen. Alles ist Eins, aus dieser Erkenntnis folgt die wirkliche Liebe und nicht die, die man versucht in Hollywoodfilmen zu verkaufen. Liebe kann sich nicht binden aber man kann sie teilen, wenn man sie gleichsam mit Mitmenschen und anderen Lebewesen, wie auch der ganzen Natur, dem Kosmos spürt.
Hier mal ein Thema zum Sammeln seiner Lebensweisheiten und Lebenseinsichten, bzw. Erkenntnisse.
cRAwler23 Parteielite
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~Du hast eine Aufgabe zu erfüllen. Du magst tun was du willst, magst hunderte von Plänen verwirklichen, magst ohne Unterbrechung tätig sein – wenn du aber diese eine Aufgabe nicht erfüllst, wird alle deine Zeit vergeudet sein.~
~Ich versuchte, ihn zu finden am Kreuz der Christen, aber er war nicht dort. Ich ging zu den Tempeln der Hindus und zu den alten Pagoden, aber ich konnte nirgendwo eine Spur von ihm finden. Ich suchte ihn in den Bergen und Tälern, aber weder in der Höhe noch in der Tiefe sah ich mich imstande, ihn zu finden. Ich ging zur Kaaba in Mekka, aber dort war er auch nicht. Ich befragte die Gelehrten und Philosophen, aber er war jenseits ihres Verstehens. Ich prüfte mein Herz, und dort verweilte er, als ich ihn sah. Er ist nirgends sonst zu finden.~
~Wie kommt es zu einer wirklichen Verbindung zwischen Menschen? Wenn das gleiche Wissen eine Tür zwischen ihnen öffnet. Suche in jenen, mit denen du zusammen bist, stets nach deinem innersten Wesen. Wie Rosenöl aus Rosen trinkt. Selbst auf dem Grab eines Heiligen legt ein Heiliger Gesicht und Hände nieder und nimmt Licht auf.~
~Der Sufi öffnet seine Hand dem All, um ungebunden zu verschenken, jeden Augenblick. Anders als einer, der auf der Straße um Geld zum Überleben bettelt, bettelt ein Derwisch darum, dir sein Leben zu schenken.~
~Hitze und Kälte, Kummer und Schmerz, Schrecken und Schwäche an Besitz und Körper - dies alles zusammen bürdet uns die erhabene Weisheit auf, damit ans Tageslicht kommt, aus welchem Stoff unser Innerstes gemacht ist.~
~Die Wissenschaft erlernst du mit Hilfe der Schriften, die Kunst durch Übung, aber die Entfremdung kommt dir durch Gesellschaft zu.~
~Ohne die Liebe ist jedes Opfer Last, jede Musik nur Geräusch, und jeder Tanz macht Mühe.~
~Was für den einfachen Menschen ein Stein ist, ist für den Wissenden eine Perle.~
~Wer Gott liebt, hat keine Religion außer Gott.~
Dieses Thema baut auch auf den Sufismus auf und dreht sich um diese spirituelle aber auch weltliche Philosophie: Sufismus صُوفِيَّة