Anzahl der Beiträge : 7077 Alter : 36 Ort : Magdeburg Anmeldedatum : 20.10.07
Thema: Der Punk-Bürgermeister von Reykjavík Mi 28 Mai 2014 - 19:58
In Island fand ein einzigartiges politisches Experiment statt: Vier Jahre lang regierten Anarchisten die Hauptstadt Reykjavik. Und diese Amateure haben Erstaunliches vollbracht. Als die Stimmen ausgezählt waren, sagte die Premierministerin von Island, das Ergebnis sei ein «Schock». Den Schock teilten an diesem Abend so gut wie alle. Die bisherigen Parteien, weil sie die Wahl verloren hatten. Und die neue Partei, weil sie die Wahl gewonnen hatte.
Ein solches Resultat hatte es noch nie gegeben, nicht in Island, nicht sonst wo auf der Welt. Dabei war Reykjavik eigentlich eine verlässlich konservativ stimmende Stadt gewesen. Das war nun Vergangenheit. Mit 34,7 Prozent hatte die Stadt eine neue Kraft an die Macht gewählt: die Anarchosurrealisten. Deren Spitzenkandidat, Jon Gnarr, von Beruf Komiker, betrat bleich den tobenden Saal voller betrunkener Anarchisten. Er hob fast schüchtern die Faust und sagte: «Welcome to the revolution!» Und: «Hurra für alle möglichen Dinge!»
Gnarr war nun Bürgermeister von Reykjavik. Nach dem Premierminister war dies das zweitwichtigste politische Amt auf der Insel: Ein Drittel aller Isländer lebt in der Hauptstadt; ein weiteres Drittel pendelt dorthin. Die Stadt ist Islands grösster Arbeitgeber, ihr Bürgermeister der Chef von 8000 Beamten. Kein Wunder, schockierte das Wahlresultat. Denn Reykjavik steckte tief in der Krise. Der Bankencrash hatte alles gleichzeitig an den Rand des Bankrotts gebracht: Staat, Stadt, Firmen und Einwohner. Und die anarchosurrealistische Partei, getauft «Die Beste Partei», bestand im Wesentlichen aus Rockstars, fast alle ehemalige Punks. Kein Einziger hatte je in einem politischen Gremium gesessen. Ihr Slogan zur Bewältigung des Crashs hiess: «Mehr Punk, weniger Hölle!»
Was war in die konservativen Wähler von Reykjavik gefahren? Jedenfalls zeigten sie Mut. Sie taten am 27. Mai 2010 etwas, wovon sonst alle immer nur redeten: Sie entzogen den Politikern die Macht. Und übertrugen sie den Amateuren. Und so begann ein einzigartiges politisches Experiment: Wie würden Nicht-Politiker regieren? Wie Punks? Wie Anarchisten? Mitten in der Krise? «Es war Gruppensex»
Der Punk-Bürgermeister von Reykjavík
Gratishandtücher in Schwimmbädern und Eisbären im Zoo von Reykjavik: Mit absurden Versprechen hat die Spaßpartei von Jon Gnarr die Wahlen gewonnen. Nun ist der TV-Komiker Bürgermeister der isländischen Hauptstadt.
Ein Künstler, Comedian und Anarchist als Oberbürgermeister einer europäischen Hauptstadt? Kein Märchen, sondern Wirklichkeit! Im Zuge der weltweiten Finanzkrise, die Island besonders hart traf, wurde der ehemalige Punk und Komiker Jón Gnarr samt seiner "Besten Partei" ins Rathaus von Reykjavík gewählt. Seit fast vier Jahren regiert Gnarr inzwischen die Stadt - mit durchaus mehr als nur humoristischem Erfolg. Seinen Weg vom Anarcho zum Politiker beschreibt der Isländer in seinem jetzt auf Deutsch erscheinenden Buch - ein erfrischender Blick auf Machtfragen und Demokratie.
Weiterlesen lohnt sich, dieses Thema betrifft auch solch Ideen wie die APPD, POP und die Piraten oder die Partei und unsere Wenigkeit der PGH. Ich denke mal das sie alle etwas gemeinsam haben, den Wunsch und das Bestreben nach Dezentralisierung von Macht. Also Punk und Politik in einer Kombination wie sie gesünder nicht sein könnte! Ich finde dieses Beispiel zeigt sehr gut das es sich durchaus lohnt auch mal mit abstrakten Vorstellungen in diesen Kreis zu treten. Jedoch ist eines gewiss, Anarchisten regieren nicht! Regierungen sind egal wann und wo meist oder überwiegend dröge, leblos, korrupt, verlogen und kontraproduktiv in der Hinsicht das sie in ihrer Perspektive befangen und irgendwie auch gefangen sind.
Also Politik ist die Hölle, dagegen kann nur etwas Punk, Experimentierfreude und abstraktes Denken/Handeln helfen um verkomplizierte Dinge zu entkomplizieren, Island macht es vor! Anarchie FTW!