Ein Diplomat der "ja" sagt, meint "vielleicht", der "vielleicht" sagt, meint "nein" und der, der "nein" sagt, ist kein Diplomat. Eine Dame, die "nein" sagt, meint "vielleicht", die "vielleicht" sagt, mein "ja" und die "ja" sagt, ist keine Dame.
"Diplomatie ist die Kunst, mit dem Fuß aufzustampfen, ohne jemandem auf die Zehen zu treten."
Diplomatisches Verhalten nennt man das Tun und Lassen eines Verhandelnden,
• das den Agierenden dabei Kompromissbereitschaft und den Willen bescheinigt, die Absichten und die Wünsche jedes Beteiligten zu erkennen;
• das sogenannte Win-win-Situationen sucht;
• das es möglichst vermeidet, andere Verhandelnde bloßzustellen oder in die Enge zu treiben;
• das geeignet ist, den langfristigen Nutzen zu maximieren (es wäre also undiplomatisch, sich einen kurzfristigen Nutzen zu sichern, dabei aber langfristig Nachteile oder Konflikte zu riskieren bzw. in Kauf zu nehmen).http://de.wikipedia.org/wiki/Diplomatie
Ich bin mir über die letzten Jahre mehr und mehr der Bedeutung von Diplomatie bewusst geworden, die eigentlich ja zwischen Nationen angewendet wird, jedoch schon auf zwischenmenschlicher Ebene im Alltag, bei Diskussionen, einem Streit oder Unstimmigkeiten beginnen sollte und auch kann. Es ist sehr schön wenn Menschen reif genug sind und den Wert der Diplomatie zur Konfliktlösung erkannt haben. Der erste Schritt bei der Diplomatie ist es seine eigenen Interessen nicht aus dem Blick geraten zu lassen, sie jedoch nicht dem anderen gegenüber überordnen zu wollen. Sprich eine Balance zwischen eigenen Interessen und den der anderen Person zu finden, einen Kompromiss eben.
In der Dialektik spricht man von These <-> Antithese -> Synthese. Man kann sich natürlich nicht bei allem einig werden, wie z.B. bei der Infragestellung von Grundrechten und der Verletzung von Menschenrechten, wenn eine Seite diese verletzt hat, muss man es dieser auch bewusst machen. Doch wenn beide diese verletzt haben sollten, dann müssen beide Seiten zeigen das die eigene und auch die andere Seite etwas getan hat was nicht ohne Konsequenzen bleiben sollte. Sich jedoch eigene Fehler dieser Art einzugestehen ist in den seltensten Fällen Realität.
Auf der persönlichen Ebene sollte dies aber mit der nötigen Reife und einem gewissen Maß an Selbstkritik und Kritikfähigkeit möglich sein, eigene Fehler einzugestehen.
Daher ist mein Interesse an der Diplomatie nicht nur auf systemischer, politischer Ebene, sondern eben auch auf ganz persönlicher, zwischenmenschlicher Ebene. Im Idealfall kann man untereinander Probleme klären wenn beide Seiten Offenheit und Kritikfähigkeit zeigen, nur gibt es auch viele Menschen die diese Bedingungen nicht erfüllen. Da stellt sich mir die Frage wie ihr in einer Streitsituation verfahrt und wie ihr zur Lösung eines Problems beitragt?
Hier geht es auch um eine Selbsteinschätzung, als Gedankenspiel zum einen wenn der Fehler bei einer anderen Person liegt, zum anderen wenn der Fehler bei einem selbst liegt. Wie würdet ihr in beiden Fällen vorgehen? Schätzt ihr euch selbst als diplomatisch und kompromissbereit ein oder doch eher als kompromisslos und unnachgiebig? Oder je nach Situation und Art des Problems mal so, mal so?
Ich selbst bin ein sehr diplomatischer Mensch, jedoch gibt es Situationen bei denen ich auch sehr unnachgiebig sein kann, z.B. wenn es um die Verteidigung von Grundsätzen, Grundgesetzen, Menschenrechten, die LGBT-Community, Tierrechte, Naturschutz und individuelle Freiheiten, so auch um ein möglichst vielfältiges und soziales Gefüge geht. Wenn diese Prinzipien von einer anderen Person angegriffen werden, z.B. von intoleranten Menschen die dann auch noch Toleranz für ihre Intoleranz als "persönliche Meinung" fordern, hört auch meine Toleranz auf und jede weitere Diplomatie wird schwerfälliger.
Ich habe gelernt mich in Geduld zu üben und über vieles erhaben zu sein, doch dann und wann fällt auch mir das schwer und die Suche nach Kompromissen wird schwerer. Bei solchen Situationen versetze ich mich wieder in größere Konflikte die scheinbar unlösbar erscheinen, wie z.B. Konflikte in Ländern wie Syrien. Wenn ein Problem schon auf persönlicher Ebene schwer zu lösen ist, wie ist es dann auf der nationalen, wirtschaftlichen oder gar globalen Ebene?
Diplomatie bedeutet offen für Dialoge zu sein, sei es in Zeiten des Krieges oder auch des Friedens, Diplomatie ist nicht nur zur Konfliktbewältigung da, sondern auch zur Suche nach Kompromissen um präventiv Konflikte zu vermeiden.
"Ein Genie hätte den Krieg zu verhindern gewußt" –Admiral Yamamoto IsorokuAlso kurz und knapp, wie denkt ihr über die Diplomatie auf zwischenmenschlicher und politischer Ebene? Schätzt ihr euch selbst als diplomatisch oder undiplomatisch ein? Was wäre ein idealer Einstig für einen Dialog zur Konfliktvermeidung oder Konfliktbewältigung? Mit einer Lüge oder der Wahrheit? Mit der Benennung und Aufzählung der Probleme, die die andere Seite bei einem selbst erzeugt oder mit der Benennung der Probleme die von einem selbst ausgehen und den anderen belasten?
Ich denke wir alle sind Menschen die mit der Reife auch mehr diplomatisches Geschick erfahren. Gewalt sollte nie das Mittel zur Lösung von Konflikten sein, sei’s mit den Nachbarn die man vielleicht nicht so gut leiden kann oder sei es mit anderen Nationen, Völkern und Religionen. Humanismus beginnt mit einem gesunden Verständnis von Diplomatie.