Der nächste Tag, oder das nächste Leben, - Du weißt nie, was dir zuerst begegnet.
Das geheimnisumwitterte Bardo Thödröl ist ein Buch der Belehrung des eben Gestorbenen dem es als Führer durch die Zeit der symbolischen 49 Tage des Bardo-Existenz zwischen Tod und Wiedergeburt dienen soll, indem mögliche Perspektiven um zu der „befreienden Einsicht“ zu gelangen aufgezeigt werden, damit die Seele sich aus dem Kreislauf der imaginierten Reinkarnationen (Wiedergeburten) lösen kann. Neben der Vorstellung als ein anderes Lebewesen reinkarnieren zu können enthält das Buch Unterweisungen über den Prozess des Sterbens und die Wiedergeburt in sechs Zwischenzuständen. Verstorbene sollen bis längstens 49 Tage nach dem Tod, bevor die Seele einen neunen Körper „gefunden“ hat, „zur befreienden Einsicht“ finden können. Der Name Tibetisches Totenbuch ist eine westliche Anlehnung an das Ägyptische Totenbuch, wird aber in den Originaltexten nicht verwendet.
Der Text des Bardo Thödröl besteht aus drei Teilen die die Zwischenzustände, genannt Bardos (tibetisch བར་དོ་, Wylie-Transliteration bar do, Sanskrit अन्तर्भाव, IAST-Transliteration antarbhāva) schildern:
Der erste, Tschikhai-Bardo genannte Teil, schildert die seelischen Ereignisse im Moment des Todes. Das Wesen des eigenen Geistes strahlt in hellem Licht.
Der zweite, Tschönyi-Bardo genannte Teil, beschäftigt sich mit den sogenannten karmischen Illusionen die in dem nach dem Tod eintretenden Traumzustand auftreten. Essenz der höchsten Wirklichkeit: Die friedvollen und rasenden Gottheiten erscheinen als sich entfaltendes Mandala.
Der dritte, Sipa-Bardo genannte Teil, beschreibt wie das persönliche Karma (Ursache und Wirkung) und die Taten des Lebens rekapituliert werden, den Eintritt in einen der sechs Bereiche der Wiedergeburt, das Einsetzen des Geburtstriebes und pränatale Ereignisse.
Ziel sei es, diese aufeinander folgenden Phänomene und die Lichterscheinungen als Projektion des Egos zu durchschauen und so den Kreislauf der Wiedergeburten zu durchbrechen, um in das Nirwana einzutreten.
Dem Verstorbenen wird das Buch von einem Lama vorgelesen. Der Lama erinnert ihn daran, dass die Visionen Projektionen seines eigenen Geistes sind. Erkennt der Verstorbene dies im Zwischenzustand, könne er durch die Verlegung des Bewusstseinsprinzips eine gute Wiedergurt oder sogar völlige Befreiung erlangen. Voraussetzung ist, dass er sich bereits zu Lebzeiten in die beschriebenen Erscheinungen versenkt haben muss, um bereits im Leben durch das Erlebnis des Todes gegangen zu sein.
Ein eher religiöses Thema das mich schon einige Zeit beschäftigt, besonders nach dem ich den Film "Enter The Void" gesehen hab in dem es um diesen Lebenskreislauf geht, ein Film der mit dem eigenen Bewusstsein spielt, dieses erweitern oder völlig verändern kann wenn man den Kern dieses Films erkannt hat und sich auf die Suche nach dem Bardo Thödröl gemacht hat. Da ich ein rationaler Naturalist bin ist dieses Thema nur gedanklich interessant, ich glaube daran nicht wirklich doch ich bin gleichzeitig auch ein neugieriger und weltoffener Agnostiker und für mich können die Wissenschaft und Spiritualität durchaus eine Harmonie bilden.
Dieses Thema geht im Prinzip hinter die "physisch" greifbaren Kulissen unserer Existenz, bei der nicht die Wiedergeburt der Sinn ist, sondern die absolute Auflösung, sprich der Übergang ins "Nichts" aus dem man ursprünglich als "Quantenfluktuation" im Raum stammte. Wir durchleben alle einen evolutionären Entwicklungsprozess allein innerhalb unseres Leben schon, von der Samenzelle bis zum Greis, in unserem Leben ist der metaphorische "Tod" schon möglich ohne das unser Leben dadurch beendet wurde, das bisherige vielleicht, nicht jedoch das folgende. Dazu reichen schon bestimmte Erkenntnisse/Erleuchtungen, ein Wandel des Bewusstseins oder überhaupt erst das sich "Bewusstwerden". Enter the Void ist ein Film der dieses Konzept auf sehr abstrakte Weise erfasst hat, dies ist im Prinzip eine Verfilmung des tibetischen Totenbuchs nur eben wie ein Trip verarbeitet.
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Der Film nimmt zunächst die Rolle des Hauptcharakters Oscar aus der Egoperspektive ein. Nachdem Oscar in seinem Appartement Halluzinogene (LSD und DMT) konsumiert hat und daraufhin einen Trip erlebt, bekommt er einen Anruf von seinem Freund Victor. Er möchte von ihm in der sogenannten The Void-Bar mit Drogen beliefert werden. Kurz darauf bekommt er Besuch von Alex, einem Künstler und Freund von ihm. Die beiden verlassen zusammen das Appartement und begeben sich zur The Void-Bar. Unterwegs bekommt Oscar von Alex den Inhalt des Tibetanisches Buch des Todes erklärt, einem spirituellen Buch, das sich auch mit Reinkarnation und außerkörperlichen Erfahrungen befasst. Bereits wie Alex den Ablauf einer Wiedergeburt erklärt, wie sie im Buch dargestellt wird, wird es der Zuschauer in den folgenden Szenen nacherleben.
http://de.wikipedia.org/wiki/Enter_the_Void
Btw. Es ist nicht der körperliche Tod gemeint, sondern das Sterben/Auflösen des Ego/Ich. Das ist auch der Kern des Filmes und des Buches. Denn nur ein Mensch der sein Ego im Leben auflösen konnte, kann den Kreislauf aus Wiedergeburten beenden und seinen Frieden finden. Das Paradies ist im Prinzip eine Metapher für diese "Auflösung", die Hölle ist der endlose Kreislauf. Ich kann den Film nur empfehlen, dann dürfte sich einem auch dieses Thema erschließen.