"YOLO"

"You Only Live Once" oder auch "Carpe diem" für Idioten und der Lifestyle für die Kids von heute...
Man kann dieses YOLO als unverantwortlich hassen oder als endgültige Lebensphilosophie begreifen.
Es ist im Prinzip das völlige Ende aller Philosophien und Glaubensgrundsätze.

Ich hab mir am Anfang gedacht, na Mensch lebe jeden Tag als wenn es keinen nächsten gäbe, doch man wird schnell auspowern und die Lebenszeit wird sich sicherlich auch erheblich verkürzen, doch irgendwie hab ich seit dem ich dieses "YOLO" das erste mal gehört habe gedacht, was ist wenn es diese endgültige Internetphrase ist, die bereits den Zenit und den Peak unserer Zivilisation beschreibt? So als eine Art Punkt oder Ausrufezeichen am Satzende.

YOLO erst fand ich es äußerst nervig, wieder so nen typische hohle Phrase unserer Zeit, doch wenn ich diese Phrase mal im Kontext des "Carpe diem" Prinzips betrachte, so hab ich vielleicht die Hoffnung das die Erkenntnis reifen wird das dieses "YOLO" tatsächlich auch philosophisch wertvoll ist, denn ich habe das Gefühl man erlebt in letzter Zeit einfach zu wenig, sprich man hat einen Mangel an einem lebhaften, leidenschaftlichen Leben, man lebt nur noch so vor sich hin, ab und zu mal passiert etwas, doch es ist im Grunde eine starke Durststrecke für viele zur Zeit.

Habt ihr das Gefühl (also das Ihr richtet sich an die 1-2 Mitleser hier) das ihr vielleicht etwas an diesem Zustand ändern wollt aber der Alltag es euch verhindert? Ist "YOLO" die absolute und endgültige Erkenntnis von diesem endgültigen und äußerst begrenzten Leben? Also nicht nur ne dumme Abkürzung aus Jugendkreisen und dem Internet? Ich selbst merke an mir das mich immer etwas aufhält wenn mal der Tatendrang wächst, ich Ausreden suche warum ich dieses oder jenes nicht mache oder machen kann, doch dann merke ich immer nur, ich stehe mir einfach selbst im Weg, man kann sich jeder Zeit frei machen von diesen ganzen Dingen die einen zurückhalten. Man sollte dabei keinem anderen schaden und man sollte eigenverantwortlich handeln, doch ab und zu sollte man seinem einzigen Leben auch etwas abenteuerliche Erfahrungen und Erlebnisse gönnen, bevor man in die Kiste springt.

Es gibt ja das Buch, "101 Dinge, die man getan haben sollte, bevor das Leben vorbei ist". Man macht sich automatisch wenn man sich mit seiner eigenen Sterblichkeit beschäftigt immer ein paar Gedanken darum was man unbedingt noch erleben möchte, denn man weiß ja nie wann es einen trifft. Ich selbst konnte schon einiges auf meiner Liste abarbeiten und bin Dankbar für diese Erfahrungen, manches hatte meine Erwartungen übertroffen, bei manch anderen war ich enttäuscht, aber hey ich hab es erlebt! Doch der überwiegende Teil meiner "Liste" ist noch unerfüllt.

Wollt ihr auch manchmal den Moment einfach genießen ohne Sorgen über das Morgen zu machen? Führt ihr auch solche inneren Listen mit Dingen die ihr unbedingt erleben wollt?

Die Vergänglichkeit des Moments, des ganzen Lebens, gebündelt in vier Buchstaben. In einer Abkürzung, die sich wie ein Joghurt anhört, das die Verdauung anregen soll. Menschen, die „Yolo“ sagen, sind so interessant, tiefsinnig und aufregend wie die Besitzer von „Carpe Diem“-Fußmatten. Geboren wurde „Yolo“ als Hashtag auf Twitter, endgültige Berühmtheit erlangte es durch das Lied „The Motto“ vom amerikanischen Rapper Drake. Mittlerweile ist das Wort so ausgelutscht, dass es sich sogar schon Zac Efron auf die Hand tätowiert hat.

Klar, das Leben, die Tage, Minuten und Sekunden sind vergänglich. Aber wenn ich „Yolo“ höre, wünsche ich mir, dass mein Leben noch viel schneller vorbeigeht. Das Einzige, das mich in dieser Situation noch trösten kann: die Hymne „Yolo“ vom amerikanischen Comedy-Trio „The Lonely Island“. Für sie gibt es nur eine Schlussfolgerung aus der "Yolo"-Erkenntnis: Jeder muss sterben, sogar der Pyjama kann einen im Schlaf erwürgen. Deswegen sollte man lieber ein Leben ohne Freunde, Reisen und Spaß führen, in einem Bunker im Keller wohnen. Genau das Leben, das ich auch dem Erfinder von "Yolo" wünsche.

http://jetzt.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/570178/3/1#texttitel

Mal als das Gegenteil des "YOLO Lifestyle", also volles Verantwortungsbewusstsein und so
Ich glaube die Wahrheit und das erfüllte Leben liegt irgendwo zwischen den beiden Extremen.

Also ich habe es ja nicht so mit irgendwelchen "Internethypes", aber wenn ich mir so anschaue, was dieses "YOLO" bedeutet, dann denke ich mir erst mal... sind die Leute zu faul, ganze Sätze vernünftig zu artikulieren (ich finde es kindisch, irgendwelche Abkürzungen zu generieren für so etwas) und dann denke ich mir... Hm, ist es wirklich sinnvoll, stupide in den Tag rein zu leben ohne sich Gedanken zu machen, was die Zukunft bringt?
Natürlich lebt man dieses Leben und sollte auch versuchen, das beste aus dem Leben raus zu holen. Aber das bedeutet nicht, dass man allen möglichen Schwachsinn gemacht haben muss.
Man sollte mit dem Leben verantwortungsbewusst umgehen - nicht nur sich selbst zuliebe, sondern auch seinen Mitmenschen zu liebe.
Wenn man in der Lage ist, physisch, wie psychisch voll über sein Leben die Kontrolle zu haben, dann kann und muss man das auch erwarten, dass ein guter Mittelweg zwischen Verantwortung und Vergnügen gefunden wird. Reines Vergnügen und sich vor den Pflichten drücken finde ich nicht in Ordnung.
Ist zumindest meine Meinung... 

Vielleicht hab ich dieses "YOLO" auch fehlinterpretiert und es bedeutet auch genau das, was ich hier versuche zu propagieren. Das wäre natürlich eine feine Sache, aber was ich so mitbekommen hab, ist eher das Gegenteil von dem... deshalb ja auch meine Kritik.

YOLO ist nur das Resultat einer jahrezehntelang propagierten Brot und Spiele-Mentalität. Gefährliche Mischung in Verbindung mit immer fortschreitender Verblödung und einem nicht vorhandenen Recht- bzw. Unrechtbewusstsein. Jeder geht seinem eigenen Spaß nach, dies muss aber noch lange nicht der Spaß des Anderen sein. Genauso wie es somit Null mit dem Carpe Diem-Prinzip zu tun hat.