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Thema: Psilocybin, DMT und LSD So 7 Okt 2012 - 23:16
Ayahuasca wird sowohl die Dschungelliane Banisteriopsis caapi (auch: Banisteria caapi) als auch das Gebräu aus selbiger mit den Blättern der Psychotria viridis genannt. Durch die in dieser Lianenart enthaltenen Monoaminooxidase-Hemmer (MAO-Hemmer) wird das Dimethyltryptamin (DMT) aus den Blättern der Psychotria viridis erst langfristig wirksam. Ohne MAO-Hemmer würde das DMT bei oraler Aufnahme zu schnell durch körpereigene Stoffe abgebaut werden. Das Gebräu ist ein halluzinogen wirkendes Mittel aus o. g. Pflanzen (oder solchen ähnlichen Inhalts, siehe DMT), welche den halluzinogenen Wirkstoff DMT sowie MAO-Hemmer aus der Harmala-Reihe (z. B. Harmalin) enthalten. Der Begriff Ayahuasca oder Yajé stammt aus der indigenen Sprache Quechua und bedeutet übersetzt „Liane der Geister/Toten“ oder „Ranke der Seelen/Seelenranke“. Alternative Bezeichnungen sind Liana del Muerto (Spanisch), Natem (Shuar/Achuar), Mii (Huaorani), Iyaona (Zapara), Caapí oder Dapa.
Bei Amazonas-Indianern wird Ayahuasca in rituellen/religiösen Zeremonien in Form eines Getränks zu sich genommen, um beispielsweise Geister zu treffen oder in die Zukunft blicken zu können. Es wird auch für die Heilung Kranker benutzt. Der Gebrauch ist von den Anden bis an die Pazifikküste von Kolumbien und Ecuador verbreitet. In verschiedenen, aus Brasilien stammenden religiösen Gemeinschaften, wird das Entheogen Ayahuasca als Sakrament in einem Gottesdienst eingenommen („Ayahuasca-Kirchen“). Hierzu gehören die Religionen Santo Daime und die Barquinha. Der Trank wird hier Daime genannt. Auch die aus Porto Velho stammende religiöse Gruppe União do Vegetal macht rituellen Gebrauch von Ayahuasca. In den brasilianischen Kulten und Kirchen ist die Herstellung des „Santo Daime“ ein ritueller Vorgang der von gesungenen Gebeten begleitet wird.
Die Wirkung variiert durch die Art der Banisteriopsis-Liane und den beigemischten Pflanzen. Typischerweise wird nach dem Konsum des bitteren Gebräus von leichter Berauschtheit und einer seelisch-orientierten Grundstimmung berichtet. Der Bewegungsapparat bleibt meist kontrolliert, jedoch kann die bewusste Motorik eingeschränkt sein. Ayahuasca bewirkt unter anderem Visionen, Halluzinationen und eine subjektive Erweiterung des Bewusstseins, sowie ein verschärftes Gehör. Für die Schamanen ist die Wirkung des Tranks nicht auf einen Wirkstoff zurückzuführen, sondern auf die Pflanzenseelen, die sich den Menschen unter Ayahuascaeinfluss als Lehrmeister offenbaren.
DMT, ist ein halluzinogenes Tryptamin-Alkaloid, welches in etlichen Pflanzen, in den Hautdrüsensekreten der Aga-Kröte sowie auch in Spuren im Menschen und in Säugetieren zu finden ist. In hohen Dosen geraucht oder injiziert, ist es eines der stärksten bekannten Halluzinogene bzw. Entheogene. DMT wirkt intensiv auf den visuellen Cortex des Gehirns ein und führt zu einer ausgeprägten Veränderung des visuellen Erlebens. Der Konsument bleibt sich in der Regel der Tatsache bewusst, dass er berauscht ist, und unterliegt im strengeren Sinn keinen halluzinierten Sinnestäuschungen, sondern extremen Formen von Pseudohalluzinationen. Höhere Dosierungen führen teils zum Erleben anderer Wirklichkeiten, die durchaus als real existent erfahren werden.
„Der Innenraum der Seele ist gleich und geheimnisvoll wie der äussere Weltraum; und so wie die Kosmonauten des äusseren können auch die des inneren Weltraums nicht dort bleiben, sondern müssen auf die Erde, ins Alltagsbewusstsein zurückkehren.“
"Unsere Sinne sind die Antennen, darüber kommt alles herein, das Bewusstsein ist der Empfänger. Alles was wir im Bewusstsein haben, ist irgendwann einmal durch die Sinne hineingekommen - bei Geburt ist es gleichsam ein leeres Bewusstsein und wird dann durch all das gefüllt." -Albert Hofmann
Wenn hier vielleicht jemanden in letzter Zeit (der noch mitliest) aufgefallen ist das ich recht viel und ausgiebig über diese Substanzen poste, dann nicht wundern, mich hat nicht nur die Faszination daran gepackt, sondern auch der Wille diese Erfahrung im Leben zu machen. Ich betrachte diese Stoffe nicht als Rauschdroge (wie Alk, Hero und Koka) sondern als eine Substanz die auf vielen Ebenen neue Perspektiven auf das Leben liefern kann, innerlich wie äußerlich. Man nennt dies Psychonautik und ist ein Aspekt den die Menschen immer mehr verdrängt haben, man kann Spiritualität nur durch persönliche Erfahrungen spürbar machen, auch wenn man rational denkt kann man es spüren, doch mir persönlich reicht rein rationales, wissenschaftliches Denken nicht aus, ich habe da immer das Gefühl, "es fehlt etwas", eine Erfahrung die sich auf rein emotionaler Ebene abspielt, eben schon spirituell ist.
Nach einigen Monaten wo ich mich nun schon recht intensiv informiert habe und Erfahrungsberichte über Erfahrungsberichte gelesen und gehört habe, bin ich zu dem Schluss gekommen das dies nicht nur ein Extrathema werden muss sondern auch in mein Buch der Dinge geschrieben werden muss die ich vor meinem Tod erleben will. Ich denke man unterschätzt die Macht der Neurotransmitter und ihrer Stimulation. Unsere Träume sind das Produkt einer kleinen Dosis von DMT, vielleicht auch ein Großteil der Fantasie.
Ich selbst betrachte das hier nicht mehr nur unter dem Drogenaspekt, sondern mehr wie eine philosophisch, spirituelle und wissenschaftliche Erfahrung die man da machen kann. Doch bei dieser muss das Set und Setting stimmen. Umgeben von Natur, von vertrauten Personen die aufpassen und im Notfall beruhigen können. Das Risiko ist immer da, das diese Erfahrung zu einem großen Schock führen kann, doch in den meisten Fällen kam nach diesem Schock eine regelrechte Erleuchtung, ein Loslösen von kleingeistigen Gedanken die den Alltag kontrollieren und beherrschen.
In dem Fall würde ich auch gern von anderen Meinungen hören, auch wenn ich weiß das die meisten auf Vorsicht plädieren werden oder abraten aus reiner Angst oder gar Abscheu vor solchen Substanzen. Doch ich denke da an den Spruch: "Was der Bauer nicht kennt, frisst er nicht."
Doch der prägendste Spruch in meinem Leben ist noch immer dieser:
"Wo kämen wir hin, wenn jeder sagte, “wo kämen wir hin”, und niemand ginge, um zu sehen, wohin wir kämen, wenn wir gingen."
Dieser Trip ob früher oder später mal realisiert, wird mit Sicherheit das Leben verändern, doch ich fürchte mich nicht vor Veränderungen. Ich sehe diese Welt nicht mehr nur als alltägliche Wiederholung bis man am Ende einfach stirbt ohne auf innere und äußere Reise gegangen zu sein. Fernweh und eine innere Sehnsucht können irgendwann das angepasste Leben auf den Kopf stellen, bei mir ist es nur noch eine Frage der Zeit aber der Wille ist da. Natürlich rechne ich auch mit dem schlimmsten dabei, Risiko besteht bei allem im Leben
Der Grund für dieses Thema ist nicht nur meine Neugierde, es liegt auch darin begründet das ich auf meiner Reise der Selbsterkenntnis an einem Todpunkt bin, für den Geist ist jeder Stillstand und jede alltägliche Routine schädlich. Es dient hier nicht als Empfehlung für andere ich würde nur gern wissen ob auch andere eine gewisse Neugierde haben. Würde sogar bis nach Ecuador oder Brasilien reisen dafür.
Meine Frage ist, würdet ihr auch eine solche Erfahrung machen wollen bevor ihr das zeitliche segnet? Gibt es da auch einen Funken Neugierde, den inneren "Kosmos" des Bewusstseins und der Sinneswahrnehmungen zu erforschen?
cRAwler23 Parteielite
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Thema: Re: Psilocybin, DMT und LSD Mi 17 Okt 2012 - 20:26
Interviews mit Leuten, die gerade DMT geraucht haben
Habt ihr Enter the Void gesehen? Dann wisst ihr, dass Dimethyltryptamin ziemlich heißer Scheiß sein kann. DMT ist ein extrem effektives, natürlich vorkommendes halluzinogenes Tryptamin-Alkaloid, das einen spirituelle Höhenflüge erfahren lässt und gleichzeitig einen ungemeinen Spaß bereitet. Am berühmtesten ist es aber wohl dafür, wahnsinnig schnell zu wirken und eindrucksvolle Bilder hervorzurufen. Einige Sekunden nachdem du den schweren, brutalen Rauch eingeatmet hast, befindest du dich an einem Ort, den die meisten normalen Menschen wohl kaum als Realität bezeichnen würden. Man kann nun zwar darüber diskutieren, ob dieser Ort wirklich existiert (und falls er es tut, ob überhaupt irgendetwas existiert), allerdings können sich wohl alle Beteiligten darauf einigen, dass DMT City ziemlich cool aussieht. Als Reisender wird man von den exotischen Formen, Farben, Texturen, Emotionen und all dem anderen Zeug, für das es noch keine Worte gibt, überwältigt. Neulich hab ich etwas von dem Zeug in die Hände bekommen und es mit meinen Freunden geteilt. Als sie gerade von ihrem Trip zur Erde zurückkamen, habe ich mich mit ihnen unterhalten.
Jodie
Ich habe gefühlt, wie Gott ist. Das war kleiner als irgendwas anderes. Es bestand aus nichts–es ist alles um das herum, das ist, und gleichzeitig alles darin und es bewegt sich so, dass man es nicht fassen kann. Es war wie eine Zeitreise, aber es war nicht in der Zukunft oder Vergangenheit, sondern in einer parallelen Zeit. Am Anfang spürte ich, wie die Erde vibriert. Es war wie ein stetiger Atem, aber wir können das nicht sehen. Man sieht es nicht auf Fotos. Es ist die Grenze des Seins. Dann wurde es heiß, wie eine Welle aus Elektrizität. Es wurde schwarz, dann rot und dann weiß. Es bewegte sich in einer Ellipse, wie als wenn es um etwas Anderes kreisen würde.
Eure Körper haben irgendwie gesungen. Alles, was ihr gemacht habt, war wie ein Lied. Ihr habt eine Symphonie erschaffen. Das Beben und die Bewegungen verbanden sich zu einem Rhythmus, ich war glücklich. Ich hab auch all diesen Spaß gesehen, diese verrückten Clowns. Jede Menge abgedrehte, geometrische Formen. Sie schienen mich auszulachen. Und dann waren da diese kleinen Elfen. Ich konnte sie nicht sehen, aber ich wusste, dass sie da waren. Ich war glücklich, ein Gefühl wie: „Ja, hier ist der Ort, wo ich hingehöre.“
Oren
Das war so unglaublich intensiv. So etwas habe ich noch nie erlebt. Der ganze Raum hat getanzt. Links habe ich nur irgendwelche Fantasy-Sachen gesehen. Das war ziemlich heftig. Man ist jenseits des eigenen Bewusstseins—man ist Bewusstsein—man will sich von nichts an diese materielle Welt fesseln lassen. Ich bin durch so viele verschiedene Träume durch und war in so vielen verschiedenen Umgebungen. Im Grunde war es ein konzentrierter Traum. Ich war wach, konnte aber nicht aufhören zu träumen.
Taylor
Das hat schnell gewirkt. Nach meinem zweiten Zug waren überall diese bunten Spiralen, die die Treppe runterlaufen. Sie haben mich nicht direkt angriffen, aber sind mir fast ins Gesicht gesprungen. Auch die ganzen Farben im Raum sind auf mich zugeflogen. Es war wunderschön.
Mein Körper hat sich schwer angefühlt. Ich konnte die Flasche, aus der ich geraucht habe, nicht mehr halten, nicht mal das Feuerzeug. Die Zeit verging immer langsamer. Es hat sich wie 15 Minuten angefühlt, aber vielleicht waren es nur 30 Sekunden. Die Farben waren fantastisch—viel grün, jede Menge Neonfarben. Ich habe mich gefühlt, als würde ich mich selbst durch eine Mauer hindurch betrachten. Die Geräusche der Kamera waren total abgefahren.
Adam
Am Anfang war es ganz einfach kaleidoskopisch. Da waren Pyramiden und Symbole auf den Pyramiden, die zusammenschmolzen und sich verbanden. Es fühlte sich an wie unendliche Busen. Es war reines Glück und Wärme und Titten und Honig. Als hätte die Sonne genau hier geschienen. Es war nicht unangenehm heiß, sondern einfach nur ein warmes Glühen.
Sarah
Alles sah aus wie ein Gemälde. Ihre Haare wurden echt abgedreht—wie Spaghetti irgendwie. Jede Perspektive verdreifachte sich. Alles hatte Perspektiven. Sich umzusehen, war wie Malen nach Zahlen. Dann wurde es richtig seltsam. Der Raum drängte sich immer näher zusammen und alles wurde kleiner. Diese weiße Fläche hat mich total wahnsinnig gemacht. Ich dachte mir: „Wow, hier ist so viel weiß!“
Victor
Die Sinneseindrücke waren wie auf LSD oder Pilzen. Ich habe ein Kitzeln gefühlt, mein ganzer Körper war high oder so. Als ich mich hingelegt habe und Iggy Pop hörte, während du die Fotos von mir gemacht hast, war mir das unangenehm. Ich glaube, ich konnte mich nicht genug gehen lassen, um es nicht komisch zu finden. Also habe ich mich wieder hingesetzt und dann wurde alles höllisch intensiv. Es war wie ein intensiver LSD-Trip.
Am seltsamsten war, wie schnell du wieder runter kommst. Bei LSD brauchst du manchmal einen ganzen Tag und den ganzen nächsten Tag ist dir komisch. Damit bist du ein paar Augenblicke später wieder total normal. Ich fühle mich immer noch etwas seltsam, weil ich mich noch daran erinnere. Und ich werde wohl den Rest des Tages darüber grübeln. Es ist wie ein kurzer LSD-Trip, nicht so zeitintensiv und anstrengend.
Lex
Schwer zu sagen. Ich habe fiktive Formen in den realen Formen gesehen. Sie haben sich alle bewegt und ausgesehen wie der letzte kranke Scheiß. Die Vorhänge sahen wie Häkeldeckchen aus. Es gab einen komischen Ort, der sich angefühlt hat, als würde er sich von selbst bewegen und dann einen Ort, an dem einfach alles, was ich gehört, gesehen oder gedacht habe, unbeschreiblich toll war. Dieser Ort war die Droge … oder so. Es ist seltsam, wie man runter kommt. Es wird immer weniger und weniger intensiv und dann plötzlich bist du einfach nicht mehr high. Was man sieht, ist unglaublich. Alles wird so wunderschön. Für etwas, das so extrem bewusstseinserweiternd ist, fühlt es sich so angenehm an.
Joshua
Beim ersten Zug fing der Raum an zu atmen und ich fühlte, wie mein Körper taub wurde. Es war wie die Vorstellung, im Mutterleib zu sein. Ich fühlte mich warm und geborgen. Es war ein gleitendes Gefühl, wie die Sonne. Ich fing aus irgendeinem Grund an zu weinen. Ich erinnere mich, dass es dort eine Nachricht für mich gab. (via Vice)
Interessante Eindrücke, allein vom lesen dieser Erfahrungen bekommt man eine kleine Vorstellung davon auf welch psychonautische Reise man sich da begibt. Ich denke der Verlauf des Trips ist stark von der eigenen Vorstellungskraft, Fantasie und der Emotionalität abhängig, doch vieles scheint aus dem Nichts zu kommen an Eindrücken, Bildern und Informationen, eben wie bei einem sehr intensiven Traum, nur eben das man wach ist.
cRAwler23 Parteielite
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Thema: Re: Psilocybin, DMT und LSD Mi 28 Nov 2012 - 19:13
Sadhus, Sufis und Psychonauten
Bereits im 9. und 10. Jahrhundert betrachtete die islamische Orthodoxie die Aktivitäten der Sufis mit wachsendem Misstrauen. Dies bekam Mansur al-Halladsch (858–922), ein Perser, der in Bagdad lebte, in tragischer Weise zu spüren, da er von orthodoxen Muslimen der Ketzerei bezichtigt wurde. Bagdad galt zur damaligen Zeit als ein religiöses und spirituelles Zentrum. Dort sprach Mansur al-Halladsch die Geheimnisse des Sufipfades in aller Öffentlichkeit aus. So stammt von diesem einer der bekanntesten Aussprüche eines Sufis: „ana al-Haqq“. Dieser Ausspruch lautet übersetzt „Ich bin die (absolute) Wahrheit“, wobei Haqq nicht nur Wahrheit bedeutet, sondern auch einer der Namen Gottes ist. Somit kann man auch übersetzen: „Ich bin Gott“. Dieser Ausspruch entsprang dem sufischen Gedanken der Eins-Werdung mit Gott, der Auflösung des Ichs in Gott. Dies empfanden die fundamentalistischen und orthodoxen Muslime als so provokant, dass sie Mansur al-Halladsch schließlich als ersten Sufi-Märtyrer hingerichtet haben. Dennoch genießt Mansur al-Halladsch wegen seiner Glaubensansicht bis heute vor allem unter den Aleviten hohes Ansehen.
Knapp ein Jahrtausend zuvor behauptete schon einmal ein Wanderprediger, dass er die Wahrheit sei. Jesus von Nazaret sagte einst von sich, er sei der Weg, die Wahrheit und das Leben. Eigentlich eine Aussage, die jeder Mensch, der das All‘Eine in sich erkannt hat, machen kann, denn es gibt für jeden Menschen nur einen Weg, den eigenen und auch nur eine Wahrheit, nämlich die, die man selbst erkannt hat. Und da man lebt, ist man auch das Leben. Den Pharisäern gefielen solche Aussagen nicht und so wurde Jesus von Nazaret mit großer Zustimmung der jüdischen Bevölkerung Jerusalems, die von orthodoxen Fundamentalisten aufgewiegelt worden war, hingerichtet. Dennoch genießt Jesus von Nazaret, wie Mansur al-Halladsch, wegen seiner Glaubensansicht bis heute in gewissen Gesellschaften hohes Ansehen. Dschalal ad-Din Muhammad Rumi (1207-1273) war ein persischer Mystiker und einer der bedeutendsten persischsprachigen Dichter des Mittelalters. Rumi lebte lange Zeit in Konya in Anatolien. Von seinen Derwischen und auch späteren Anhängern wird er Maulana (persisch: „unser Herr/Meister“; türkische Aussprache: Mevlânâ) genannt. Nach ihm ist der Mevlevi-Derwischorden benannt. Die Mevlevi-Derwische sind wegen ihrer ekstatischen Tänze, Sema genannt, weltberühmt geworden.
Am 30. September 1925 ließ Mustafa Kemâl Pascha (genannt Atatürk), der Gründer der Republik Türkei, durch Beschluss der Großen Nationalversammlung der Türkei mit dem Gesetz über Schließung der Derwisch-Konvente und Mausoleen die Rituale der Mevlevi-Derwische verbieten. Seitdem sind alle Derwischorden in der Türkei streng verboten. Seit 1954 darf der Sema anlässlich des Jahrestages von Rumis Tod am 17. Dezember wieder vollzogen werden, allerdings nicht im Mutterhaus der Tariqa, sondern in einer Sporthalle und nur als touristische Attraktion. Auch im Iran sind die Sufis einer amtlichen Repression ausgesetzt. Im April 2006 setzten die Basiji-Milizen Gebets- und Wohnhäuser von rund 1.200 Derwischen in der Stadt Qom in Brand. Die Derwische sehen nämlich im Dschihad allein einen Kampf eines jeden Einzelnen um sein eigenes Seelenheil und keine Aufforderung zum Krieg. Nach Meinung des Sufi-Meisters Seyed Mostafa Azmayesh gehe es darum, die Derwisch-Bewegung auszulöschen. Die weltoffene Auslegung des Korans durch die Derwische, verbunden mit Tanz und Musik, lässt die Bewegung jedoch unter jungen Leuten im Iran zunehmend Anhänger finden.
Ekstatische Tänze
Die Anhänger des Mevlevi-Ordens werden auch die drehenden Derwische genannt, weil ihr Dhikr (arabisch dikr „Gedenken“; auch Dhikrullah, wörtl. „Gedenken an Gott“) oberflächlich gesehen darin besteht, durch kreisende Bewegungen in Ekstase zu geraten. Für einen außenstehenden Betrachter erscheint diese Zeremonie wie eine schöne Aufführung, die einem Ballett sehr ähnlich ist. Für die Mevlevis handelt es sich aber dabei, wie bei jedem Dhikr, um eine Form des Gebets, in der man die Möglichkeit hat, sich der Welt komplett zu verschließen und Gott näher zu kommen. Viele Arten der Symbolik sind für Außenstehende nicht erkennbar. Am Anfang eines „Tanzes“ steht der Sheikh auf einem roten Fell, das den Mittelpunkt der Welt darstellt. Die Tänzer tragen einen schwarzen Umhang über dem weißen Gewand. Der Umhang symbolisiert das Grab und der Hut (Sikke) den Grabstein. Nach der Segnung durch den Sheikh und somit der Auferstehung aus dem Grab legen sie das Grabtuch ab und beginnen zum Klang der Ney, einer Längsflöte, sich zu drehen. Die rechte Handfläche zeigt nach oben, um den Segen Gottes zu empfangen, die linke Handfläche zeigt nach unten, um den Segen in dieser Welt zu verteilen. Der Mevlevi-Dhikr wurde im Jahr 2005 in die UNESCO-Liste der Meisterwerke des mündlichen und immateriellen Erbes der Menschheit aufgenommen.
Auch in Europa und anderen Kontinenten hat die alte mystisch-ekstatische Tradition der Sufis Eingang gefunden und so zelebrieren Sufis die Größe Allahs, des Allgegenwärtigen, in ekstatischen Tänzen zu einer stark rhythmischen Musik inzwischen weltweit. Hierbei sprechen oder singen die Sufis eine kurze Gebetsformel „La ilaha illa llah“, zu deutsch „Es gibt keinen Gott außer Gott“, die stundenlang wiederholt wird, mit zunehmender Intensität, Geschwindigkeit und Lautstärke. Die Sufis zelebrieren ihren religiösen Tanz auch in der Weise, indem alle Teilnehmenden mit ihren Nachbarn die Arme verschränken und zusammen einen großen Kreis bilden. Die Tanzbewegung zieht dann wie eine rhythmische Welle durch den Kreis und jeder wird Teil dieser Bewegung. Ist einer der Tänzer in völliger Trance und kann nicht mehr aktiv agieren, dann wird er von seinen Nachbarn zur Seite getragen, wo er sich völlig entspannen und ausruhen kann, die anderen kehren in den Kreis zurück und tanzen weiter, bis sie selbst so in Trance geraten sind, dass sie nun von den andern wiederum weggetragen werden müssen. Der zuletzt übriggebliebene Tänzer besitzt die größte Lebensenergie. Kritik am Sufismus wird größtenteils von muslimisch-orthodoxer Seite geübt. Die Musik ist oftmals ein Kritikpunkt der orthodoxen Gelehrten gegenüber den Sufis, weil sie nicht mit der koranischen Offenbarung vereinbar sei. Sie vertreten die Meinung, Musik und vor allem auch der ekstatische Tanz sei heidnischen Ursprungs und daher unislamisch.
Psychonauten
Die Psychonautik ist das Erforschen der eigenen Psyche und des Unterbewusstseins, meist mit Hilfe von bewusstseinserweiternden Techniken wie Meditation oder Gebrauch psychotrop wirkender Substanzen in einem geeigneten Rahmen. Der Begriff Psychonautik, der in der Szene der Bewusstseinsforscher, die den Einsatz psychoaktiver Substanzen im Rahmen ihrer Studien für legitim halten und praktizieren, verwendet wird, findet immer mehr Zuspruch. Hierbei handelt es sich um eine Wortzusammensetzung aus den zwei griechischen Begriffen psyché, gleichbedeutend mit Hauch, Atem, Seele (als Träger bewusster Erlebnisse), und nautiké, gleichbedeutend mit Schiffahrtskunde, respektive naus, gleichbedeutend mit Schiff.
Die Kunst der Psychonautik wird zumeist in ritualisierter Form durch erfahrene Psychonautiker an noch unerfahrene Interessierte weitergegeben. Die erste psychedelische Reise eines Psychonautikers hat oft den Charakter einer zeremoniellen Einweihung in zuvor nicht erahnte Dimensionen des Bewusstseins. Die durch transzendente, ekstatische und mystische Erfahrungen ausgelösten Wahrnehmungs- und Bewusstseinswandlungen, die durch eine Erweiterung der Wahrnehmung und des Bewusstseinszustandes gekennzeichnet sind, haben nicht selten prägenden Charakter für die Persönlichkeitsentfaltung. Deshalb ist es von Vorteil, wenn der Reiseleiter ein erfahrener und vertrauenswürdiger Psychonautiker ist, um den Novizen sicher und sanft zu seinem selbst gesetzten Ziel geleiten zu können. Das auf einer psychonautischen Reise wahrgenommene transzendente Erlebnis übersteigt oft die Grenzen der Erfahrung und des sinnlich Erkennbaren. Das Wort transzendent ist eine Zusammensetzung aus dem lateinischen Verb scandere (steigen, besteigen, zu etwas hinaufsteigen) und der Präposition trans (jenseits, über). Transzendenz ist ein Prozess vorübergehender Natur bei dem man weit über das Alltagsbewusstsein hinausgehen kann.
Eine grenzenlose (religiöse) Verzückung im Zusammenklang mit der höchsten Begeisterung erlebt man auf einer psychonautischen Reise nicht selten im Zustand der Ekstase. Der Begriff Ekstase wurde im 16. Jahrhundert dem gleichbedeutenden kirchenlateinischen Wort ecstasis (griechisch ékstasis: das Aussichheraustreten, das Außersichgeraten, die Verzückung entlehnt. Das Wort Ekstase fundiert in der griechischen Präposition ex: aus, heraus und dem griechischen Verb hístánai: setzen, stellen, legen respektive hístastai: sich setzen, sich stellen, sich legen. Das entsprechende lateinische Verb heißt statuere, von dem die lateinischen Worte status: das Stehen, das Stillstehen und statua: das Standbild, die Bildsäule abgeleitet sind. Somit bedeutet Ekstase wörtlich ex-stasis – aus dem statischen Zustand, dem gewöhnlichen Bewusstseinszustand, herausgetreten sein. Die Ekstase ist eine transzendente Erfahrung und wird von einer Entrückung des Geistes von allen Sinneseindrücken gekennzeichnet wie auch vom Fehlen des Gegensatzes der Außenwelt zum Ich. Der Ekstatiker erlebt ohne Gebrauch seiner Sinne die unmittelbare Verschmelzung mit dem Göttlichen und ist in der Ekstase eine Einheit mit der Gottheit.
Mystische Erfahrungen auf psychonautischen Reisen beflügeln das Bewusstsein, alle Dimensionen der Welt zu transzendieren. Nach der Welle der Mystik im antiken Griechenland im 6. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung erlebten die Eleusinischen Mysterien in Attika durch den Dionysoskult und den Orphischen Kult eine wahre Hochblüte. An den Zeremonien, den Orgien (von griechisch órgia, gleichbedeutend mit heiliger Handlung) durften nur Eingeweihte teilnehmen, denn die Mysterien waren Geheimkulte. Die ebenso geheime kultische Weihe nannte man mystérion und den speziell in die (Dionysischen) Eleusinischen Geheimlehren Eingeweihten nannte man mýstes, ein Name, der von dem Verb mýein (einweihen in die Mysterien), unterweisen, unterrichten) abgeleitet ist. Der Mystiker schließt seine leiblichen und geistigen Augen für die Dinge der Sinnenwelt und für die Logik des Verstandes, während er sich unvorstellbaren und unfassbaren Gewalten anvertraut und sich im Rausch der Ekstase mit dem höchsten Wesen jenseits von Sein und Nichtsein vereinigt.
Die wichtigsten pharmakologischen Auslöser außergewöhnlicher Bewusstseinszustände sind die sogenannten entheogenen Drogen, gefolgt von den entaktogenen Drogen. Entheogene Drogen sind Substanzen, die das Göttliche in einem entstehen und gewahr werden lassen. Der Begriff entheogen ist aus den drei griechischen Wörtern en (innen), theós (Gott, Gottheit) und gen (generieren, erzeugen) zusammengesetzt. Zu den wirksamsten entheogenen Substanzen zählen die auch als Halluzinogene bezeichneten Indolderivate LSD (Lysergsäurediethylamid), DMT (Dimethyltryptamin), DET (Diethyltriptamin) und Psilocybin wie auch die Phenethylamine Meskalin und 2C-B.
Als entaktogene Drogen bezeichnet man Substanzen, die das innere Gefühl und Empfinden steigern. Der Begriff ist von dem lateinischen Wort für Berührung, Tastsinn und Gefühl, tactus abgeleitet. Zu den klassischen entaktogenen Substanzen zählen die drei Amphetaminderivate MDMA (Ecstasy), MDE (Eve) und MBDB (Eden), wobei MDMA wegen seiner speziellen Wirkung auch als empathische Droge, also als eine Droge, die Bereitschaft und Fähigkeit fördert, sich in die Einstellung anderer Menschen einzufühlen, bezeichnet wird.
Die Einnahme von Substanzen zum Herbeiführen von außergewöhnlichen Bewusstseinszuständen erfolgt meistens gemäß alten Traditionen in ritualisierter Form. Erfahrungen aus der Technokultur belegen, dass Technopartys ein äußerst beliebtes und oft genutztes Setting für die Einnahme psychotrop wirkender Substanzen sind. Dies liegt einerseits an der intensiven Gruppendynamik, die sich auf einem Dancefloor entwickelt und in der man sich geradezu laben kann, anderseits am Gefühl der Geborgenheit, das durch gemeinsames Erleben ekstatischer Zustände vermittelt wird. Ein willkürliches Einnehmen dieser Substanzen ohne Sinn und Verstand kann zu erheblichen individuellen und sozialen Problemen führen. Psychonautische Riten, angeleitet von erfahrenen Psychonautikern, mindern die Wahrscheinlichkeit des Auftretens von Problemen und dienen somit dem physischen und psychischen Gesundheitsschutz. Deshalb gilt es, das immaterielle Kulturerbe der psychonautischen Riten – dazu zählen auch Goa- und Trancepartys – zu bewahren und den Gemeinschaften, Gruppen und Individuen, die diese Riten zelebrieren, den nötigen Respekt der Gesellschaft zu sichern und das allgemeine Bewusstsein für die Bedeutung dieser Riten zu fördern, damit die Wertschätzung dieser Riten auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene nicht mehr von einem einseitigen rein materialistischen Gedankengut getrübt wird. (via Hanf Journal)
Wer Leselust hat, dem empfehle ich diesen Beitrag von Hans Cousto, dem deutschen Pionier in Sachen Psychonautik und erweiternde Substanzen.
cRAwler23 Parteielite
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Thema: Re: Psilocybin, DMT und LSD Do 13 Dez 2012 - 0:30
The Spirit Molecule
The Spirit Molecule investigates dimethyltryptamine (DMT), an endogenous psychoactive compound, which exists in humans and numerous species of plants and animals. The documentary traces Dr. Rick Strassman's government-sanctioned, human DMT research and its many trials, tribulations, and inconceivable realizations. A closer examination of DMT's effects through the lens of two traditionally opposed concepts, science and spirituality, The Spirit Molecule explores the connections between cutting-edge neuroscience, quantum physics, and human spirituality. Strassman's research, and the experiences of the human test subjects before, during, and after the intense clinical trials, raises many intriguing questions. A variety of experts voice their unique thoughts and experiences with DMT within their respective fields. As Strassman's story unfolds, the contributors weigh in on his remarkable theories...
Mich packt immer mehr von Tag zu Tag das Bedürfnis diese Erfahrung zu machen, in Verbindung mit einem gewissen Fernweh in die Regionen in denen es Schamanen gibt die Ayahuasca nutzen um erweiternde, biochemische und letztendlich spirituelle Erkenntnisse zu sammeln. Ich habe das Gefühl, das in der westlichen "Kultur" der Verlust des Naturbezugs, die Folge der psychedelischen Einschränkungen durch kindische Gesetze ist. Ich glaube gewisse Menschen haben Angst vor einer kollektiven "Erleuchtung" durch besagte Substanzen und hinterfragen die gesellschaftlichen Strukturen, wie einst die Blumenfreunde
cRAwler23 Parteielite
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Thema: Re: Psilocybin, DMT und LSD Fr 11 Jan 2013 - 1:22
Die Welt in mir - Mein erstes Mal Tripbericht Psilocybinhaltige Pilze
Seit es Menschen gibt, streiten sie sich; mal mehr Mal weniger. Es gibt viele Streitthemen, doch kaum eines polarisiert mehr als die illegalen Drogen.
„Schließlich hat es ja einen Grund, dass diese Substanzen verboten sind.“, ist das Argument vieler. „Wer illegale Drogen konsumiert, zerstört sein Leben, schadet anderen Menschen, ist asozial und kriminell! Genau so ist das, man hört es doch überall; im Fernsehen, im Radio, in der Zeitung. Du liebe Güte, was sind das nur für abgestürzte Menschen, die Ecstasy auf Partys nehmen? Es gibt doch Alkohol; der ist nicht einmal ansatzweise so gefährlich wie diese kleinen bunten Pillen, deswegen ist er ja erlaubt! Oder diese Leute, die sich treffen um Drogen zu nehmen. Leute die dann zusammensitzen, Pupillen haben, die groß wie Centstücke sind und wirres Zeug reden; eventuell noch auf dem Zeug hängenbleiben, das sie sich reingepfiffen haben. Ich hatte schon von einem gehört, der mit einer Banane einen Nagel in die Wand hauen wollte… So will ich nicht enden! Nein, ich bleibe beim Alkohol! Der ist ja erlaubt, da kann mir nichts passieren; denn was erlaubt ist, kann schließlich nicht so gefährlich sein!“
Tja, früher hatte ich noch genauso gedacht. LSD und Meskalin, Ecstasy und Amphetamin, Crystal und Kokain, Heroin, Cannabis – das war für mich dasselbe. Wie eine Substanz wirkt, brauchte ich nicht zu wissen. Was ich wusste: Drogen sind schlecht und gefährlich, davon sollte man die Finger lassen! Und dieses Wissen reichte mir vollkommen; ich hatte nicht vor, jemals (diese bösen, bösen) Drogen zu nehmen!
Als mir mein bester Freund eines Tages von seinen ersten Erfahrungen mit Ecstasy erzählte, machte ich mir Sorgen um ihn. Es war ein Gewissenskonflikt: Er war immerhin mein bester Freund, doch dass er Drogen konsumierte, ließ in mir Verachtung gegen ihn aufkommen. Ich versuchte ihn davon abzubringen, weiterhin dieses Zeug zu konsumieren; er dagegen versuchte mich davon zu überzeugen, es auch einmal zu probieren. Bis am 4.4. des Jahres 2008 zum Geburtstag eben dieses Freundes meine Neugier die Oberhand gewann. Man gab mir zwei kleine „blaue Piks“ in die Hand, von denen ich erst nur eine einnahm, die andere folgte 3 Stunden später. Es sollte die bis zu diesem Tag schönste Nacht meines Lebens sein!
Zwei Jahre gingen ins Land und ich hatte seit dieser Nacht mit den „blauen Piks“ nur gelegentlich noch Kontakt mit den ehemals so verhassten und verteufelten Drogen. Dreimal etwas Kokain, einmal MDMA-Kristalle und einmal Gras, sonst nichts – bis August 2010. Es stand ein Festival bevor, das Anfang August auf einer stillgelegten NATO-Raketenbasis im Hunsrück stattfinden sollte. Während dieses Festivals kam ich in Kontakt mit so ziemlich allem, was im Betäubungsmittelgesetz aufgeführt und als „nicht verkehrsfähig“ eingestuft war. Da gab es doch tatsächlich jemanden, der kleine, bunt bedruckte Papierchen und eklig aussehende Trockenpilze verkaufte… Ich hatte echt keine Ahnung! Eine Freundin klärte mich auf: Bei den Papierchen handelte es sich um „Tickets“, die LSD enthielten und in den Pilzen steckte eine Substanz (Psiloirgendwas…), die einen mit LSD vergleichbaren Rausch erzeugen sollte. Schön, ich wusste ja nicht mal wie LSD wirkt, abgesehen davon dass es Halluzinationen erzeugen konnte...
Nach dem Festival war mein Interesse geweckt. Ich informierte mich über die Substanzen die mir dort untergekommen waren. Besonders angetan hatte es mir das LSD-Papier. Wie konnte ein kleines fingernagelgroßes Papierschnipselchen solch eine Wirkung haben? Ich stieß in dieser Zeit auf das Land der Träume, wo ich dutzende Tripberichte verschlang. Von einschneidenden Erkenntnissen und wunderbaren, göttlichen Erfahrungen wurde da berichtet. Aber auch schreckliche Horrortrips und tiefste Urängste waren Themen in diesen Berichten.
Ich wollte dieses Wunderzeug probieren und selbst einmal eine solche Erfahrung machen, scheiterte aber bei der Beschaffung, da ich einfach nicht die „richtigen“ Leute kannte. Alles was ich geboten bekam war meist nur schlechtes Speed oder ebenso schlechtes Koks für 80 Taler das Gramm… Woher ich wusste, dass es schlechtes Zeug war? Nun, aus Fehlern lernt man ja bekanntlich... Auf meine Fragen nach dem LSD bekam ich meist nur „Tickets? Lass die Finger davon, da bleibst‘ eh nur drauf hängen!“ oder „Nee, hab ich nicht.“ als Antwort. Na toll...
Ich erinnerte mich; hatte man mir nicht gesagt, die Wirkung dieser Pilze sei mit der von LSD vergleichbar? Also wieder ab ins Land der Träume zum Tripbericht-Lesen. In der Tat schien ein Pilztrip dem LSD-Trip ähnlich zu sein; so entnahm ich es zumindest den vielen Tripberichten. Weitere Nachforschungen ergaben, dass diese Pilze im Vergleich zu LSD auch noch relativ einfach zu beschaffen waren; entsprechende Zuchtboxen mit lebendem Pilzmyzel konnte man sich einfach im Internet bestellen. Gesagt, getan!
Von damals bis heute folgten ein paar Trips, jeder auf seine Weise wundervoll und wahnsinnig anstrengend zugleich. Sie waren sich alle sehr ähnlich und trotzdem grundverschieden; allen gemein war jedoch, dass ich, sobald die Wirkung einsetzte, andauernd gähnen musste... Im Folgenden will ich allerdings nur den ersten Trip näher beschreiben, da dieser bis jetzt die für mich intensivste Erfahrung bereithielt.
Ich habe sehr lange überlegt, wer mein Mit-Tripper werden sollte, denn allein wollte ich meine erste Reise nicht antreten. Ich hatte einfach nicht die richtigen Freunde für psychedelische Reisen. Diejenigen meiner Freunde, die gelegentlich Drogen konsumierten nahmen nur alle möglichen Arten von Uppern, sowie Gras zu sich; mit „echten“ Psychedelika hatte von diesen Leuten keiner etwas zu tun. Das wollten sie auch nicht, sie waren allesamt der Meinung, Psychedelika seien zu gefährlich (Hängenbleiben…). Bis auf eine (Ich nenne sie mal Felicia – ein wunderbarer Name, findet ihr nicht?), die den meisten Drogen sehr offen gegenübersteht. Sie hatte mir vor einiger Zeit von einem LSD-Trip, den sie zusammen mit zwei anderen Mädels erlebt hatte, erzählt. In diesem Zusammenhang meinte sie, dass sie auch gern mal Pilze probieren würde.
Also rief ich eines Mittwochabends Felicia an, sie hatte Zeit und war -wie ich - guter Dinge (wegen des Sets), was die Pilze anbelangte. Wir verabredeten uns um 22 Uhr bei ihr Zuhause.
-Der Trip-
Bei Felicia angekommen machte ich es mir auf ihrem Sofa bequem und wir unterhielten uns über verschiedene Banalitäten während sie ihr Zimmer auf Vordermann brachte. Derweil wog ich die Pilze ab; 1 Gramm Mexikaner sollte es für jeden von uns vorerst sein. Schließlich wollten wir es nicht übertreiben; ich und Felicia konnten die Dosis schlicht nicht einschätzen und wollten lieber erst einmal zu wenig als Zuviel… So nahmen wir die Pilze zusammen mit viel Orangensaft ein. Den Geschmack fanden wir beide nicht unangenehm; es schmeckte eben nach Pilz… Es war ziemlich genau 23 Uhr.
Die Zeit verging und ich merkte nach ungefähr 20 Minuten zeitgleich mit Felicia eine Wirkung die uns an einen beginnenden Alkoholrausch erinnerte. Abgesehen von diesem Gefühl der leichten Trunkenheit merkten wir noch keine großartige Wirkung – weder optisch noch gedanklich. Nach einer Dreiviertelstunde beschlossen wir, noch 0,5 Gramm nachzulegen. Ca. 15 Minuten nach Einnahme merkte ich dann erst, dass ich anders war als sonst; ich lachte über die albernsten Dinge und wurde irgendwie immer verpeilter. Ich machte Fehler beim Sprechen; sprach manche Worte falsch aus und verdrehte manche Worte im Satz - was Felicia ungemein lustig fand. Ich dachte schon sie wollte sich über mich lustig machen, da grinste sie mich an und sagte: „Was sein los mit dir? Du gelernt hast Sprechen bei Meister Yoda?“. Das Ergebnis dieses Satzes war ein Lachanfall der mich beinahe umgebracht hätte, weil ich vor lauter Gelächter fast keine Luft mehr bekam. Der Gedanke, sie könnte sich über mich lustig gemacht haben schien mir ferner denn je… Es war jetzt kurz vor Mitternacht, wir beschlossen noch weitere 0,7 Gramm zu nehmen und dann nach draußen zu gehen; es war eine milde Januarnacht. Und so machten wir es.
Also waren wir draußen unterwegs, wussten nicht, wohin wir gehen sollten, wollten einfach nur draußen sein. Die Ortschaft war vollkommen verlassen und das war auch gut so; ich wollte in diesem verpeilten Zustand niemand Fremdem begegnen. Ich wohnte schon seit knappen fünfzehn Jahren hier im Ort, ich kenne ihn in- und auswendig, dennoch kam mir alles sehr seltsam und unvertraut vor. Ich sah keine bewussten Halluzinationen, hatte aber wie Felicia das Gefühl, alles was ich sah war von größerer Schönheit als im Normalzustand; die kahlen Bäume, die feucht glitzernde Straße, ich hatte sogar den Eindruck, die Luft röche „reiner“ als sonst... Als ich für einen kurzen Moment in tiefstes Dunkel blickte, sah ich kurz ein Muster, welches ich für eine optische Täuschung hielt. Es erinnerte mich an Muster die ich schon auf Bildern von aztekischen Gebäuden gesehen hatte; alles in merkwürdigen Rot-Grün-Blau, ähnlich der Interferenzfarben von Motoröl auf Wasser… Ich erzählte meiner Begleiterin davon, die war aber zu diesem Zeitpunkt nur körperlich anwesend und viel zu sehr mit nichtweltlichen Dingen beschäftigt („Oohh, woow, ist das toll, unglaublich!“)…
Wir waren eine gefühlte halbe Stunde unterwegs (tatsächlich waren es 10 Minuten), als wir uns am örtlichen Bahnhof der gleich neben Felicias Wohnung lag, niederließen um uns zu unterhalten. Der Bahnhof war der einzige Bereich im Ort, dessen Beleuchtung nicht ausgeschaltet gewesen war. So saßen wir da und unterhielten uns darüber, wie komisch und unvertraut alles war. Für mich fühlte sich die ganze Szene am Bahnhof so an, als ob ich und Felicia die einzigen beiden Wesen wären, die jetzt in diesem Moment auf der Welt existierten. Ich beschrieb ihr dieses Gefühl wie ein Level in einem Computerspiel in dem man zwar über die Grenzen der Spielwelt hinwegsehen, aber nicht über jene Grenze hinwegschreiten konnte. In unserem Fall wäre die Grenze die umliegende Dunkelheit. Sie stimmte mir zu, denn sie hatte eigenartigerweise denselben Eindruck.
Nach Zehn Minuten des Schweigens und Staunens wandte ich den Blick Felicia zu, die den Kopf in den Nacken gelegt hatte und fasziniert die Decke bzw. das Dach des Wartehäuschens betrachtete in dem wir saßen. Das Dach war ursprünglich lichtdurchlässig gewesen, hatte diese Eigenschaft aber nach Sieben Jahren bei Wind und Wetter weitestgehend eingebüßt, sodass nur noch an einzelnen Stellen Licht hindurchdringen konnte. Ich fragte sie, was sie gerade beobachtete. Sie beschrieb mir was sie sah; das Dach sah für sie wie das innere eines Bienenstocks aus: „Da sind hunderttausende von Waben, ich seh‘ sie ganz genau. Überall kleine Bienchen, die sind so schön! Und da in der Ecke ist ganz viel Honig!“ Halleluja, die hat’s ja ganz schön erwischt! Ich freute mich für sie, sah sie doch so glücklich und zufrieden aus. Trotzdem war ich neidisch. Wo waren denn bitte meine Optics geblieben? „Ich will auch was sehen, Menno!“, sagte ich und Felicia fing an zu lachen. „Hahaha, ‚Menno‘ hab ich das letzte Mal gesagt, als ich Zehn war!“. Wir gingen Weg vom Bahnhof und ich fragte mich für einen kurzen Moment, ob ich gegen eine unsichtbare Mauer laufen würde…
Es muss um 1.30 Uhr gewesen sein, als wir bei Felicia Zuhause ankamen. Ich ging schon in ihr Zimmer, sie hatte noch etwas im Badezimmer zu erledigen. Ich hatte beschlossen, noch ein paar Pilze zu nehmen, dachte mir „Alles oder nichts!“ und wog mir weitere Zwei Gramm ab. Ich saß auf dem Boden hatte die Pilze und eine Capri-Sonne vor mir und wartete auf meine Begleiterin, die nun schon eine gefühlte halbe Stunde auf dem Klo verbracht hatte. Da kam sie nun endlich herein, mit dem Gesichtsausdruck eines Menschen der glücklicher nicht sein konnte. Sie strahlte mich an und sagte: „Ist dir aufgefallen wie wunderschön alles aussieht? – Was machst du da? Willst du die echt noch essen?“, – sie hatte die Pilze gesehen, die vor mir lagen. Sie legte sich auf ihr Bett, ich zerkaute die Pilze die mittlerweile ziemlich eklig schmeckten und würgte sie mit viel Capri-Sonne herunter, die plötzlich pappsüß schmeckte.
Wir schauten uns zusammen das Nachtprogramm von RTL an; wir nannten es „Assi-TV“, und es war unheimlich faszinierend. Wir fragten uns, ob die Handlung der Sendung „Familien im Brennpunkt“ tatsächlich so absurd war oder ob es nur die Pilze waren, die alles so merkwürdig abstrus erscheinen ließen. Ich verlor irgendwann das Interesse am „Assi-TV“, legte mich seitlich auf den Boden und schloss die Augen, da ich das Gefühl hatte, ziemlich müde zu sein, musste andauernd gähnen und fühlte mich sehr schwer. Ich lag vielleicht Zwei Minuten so da, als mir bei geschlossenen Augen dieselben Muster auffielen, die ich zuvor gesehen hatte, als wir draußen unterwegs waren. Ich wusste nichts damit anzufangen, hielt die Muster abermals für eine optische Täuschung, öffnete die Augen und drehte mich auf den Rücken. Meine Füße legte ich auf Felicias Bett, der Rest von mir lag noch immer auf dem Boden. Ich begann zu weinen, ganz leise damit Felicia nichts mitbekam. Ich wollte nicht, dass sie denkt, mir ginge es nicht gut, dem war nämlich keineswegs so. Vielmehr verspürte ich eine nie dagewesene Glückseligkeit und tiefste Zufriedenheit mit mir und meinem Leben; ich weinte vor Glück! Ich lag da am Boden, zutiefst ergriffen von der Schönheit des Lebens und weinte stumme Tränen des Glücks, die mir die Wangen herunterrannen. „Oh Gott, das darf niemals aufhören!“, dachte ich. Als ich aufgehört hatte zu weinen, setzte ich mich auf und sagte „Weißt du, ich verstehe nicht, warum Pilze verboten sind. Ich finde, jeder sollte einmal dieses Glück verspüren dürfen, damit er weiß, wie schön die Welt und das Leben ist! – Äh, warum liegst du so komisch da?“ Felicia lag in einer ziemlich merkwürdigen Position auf dem Sofa; ich hatte nicht bemerkt dass sie sich dort hingelegt hatte. Sie lag dort fast kopfüber mit den Füßen auf der Rückenlehne und ließ ihren Kopf von der Sitzfläche herunterhängen. In einer Hand hielt sie eine Zigarette. Sie lächelte mich an und sagte: „Schön dass es jetzt auch bei dir wirkt! Hm, ich liege nicht komisch, ich liege so, wie ich mich fühle!“ Was für ein witziger Satz das war; ich verstand erst auf meinem zweiten Trip, wie sie ihn gemeint hatte...
Ich raffte mich vom Boden auf, weil ich ziemlich dringend zur Toilette musste und verließ das Zimmer. Ich schaltete das Licht im Gang ein und ging auf die Gästetoilette. Während ich auf dem Klo saß bemerkte ich erstmals bewusst Halluzinationen bzw. optische Veränderungen. Die Grau melierten Fliesen hatten begonnen sich zu verschieben, sie schienen ganz leichte Wellen zu schlagen, so wie eine Fahne im Wind. So sieht das also aus, wenn man von Optics spricht! Ich konnte mich nur schwer von diesem Anblick losreißen, stand auf und wusch mir die Hände. Mein Blick blieb an meinem Spiegelbild kleben. So hatte ich mich noch nie gesehen. Ich sah so toll aus! Meine riesigen Pupillen waren zwar grässlich anzusehen, der Rest meines Gesichtes war dafür umso schöner! Ich hatte mich bestimmt zehn Minuten lang im Spiegel betrachtet als mir klar wurde, dass sich Narziss genauso gefühlt haben muss, als er sein Spiegelbild im Wasser erblickte… Ich riss mich von Spiegel los, öffnete die Tür und schaltete das Licht im Hinausgehen aus, da stand ich plötzlich in vollkommener Dunkelheit, was einen totalen Orientierungsverlust zur Folge hatte. Wer hatte verdammt nochmal das Licht ausgemacht? Ich war schon öfter bei Felicia Zuhause gewesen und fand den Weg vom Klo in ihr Zimmer bei Dunkelheit selbst im Vollsuff. Doch in diesem Zustand war das eine ziemliche Herausforderung. Ich hatte die Befürchtung, eine falsche Tür zu öffnen und plötzlich im Schlafzimmer der Eltern zu stehen; ich wusste nicht mehr, wo ich im Raum stand. Also versuchte ich, irgendeinen Orientierungspunkt zu finden (Licht unter der Tür), scheiterte aber kläglich daran, da sich mittlerweile ziemlich intensive, farbige Fraktal- und Aztekenmuster (eindeutig keine Täuschung) durch mein Blickfeld zogen. Ich bekam Panik; was wenn mich die Eltern so vorfänden? Was sollte ich ihnen sagen, warum ich so hilflos und verwirrt im Dunkeln herumstand? Ich hätte vermutlich nichts herausgebracht oder wäre total ausgerastet. Mit der rechten Hand fühlte ich die Oberfläche eines Schranks; ich wusste jetzt Gott sei dank, wo ich war: Links vom Schrank war die Tür zu Felicias Zimmer. Ich war sehr erleichtert; als ich das Licht des Fernsehers unter der Tür durchscheinen sah, öffnete die Tür und ging hinein. Felicia grinste. „Hast du eine Reise gemacht oder bist am Spiegel hängen geblieben?“ - „Beides. Erst Spiegel, dann Reise...“ Wir lachten . Die Panik, die ich vor einem Moment draußen im Gang noch hatte, war wie weggeblasen.
Ich kuschelte mich in eine Wolldecke, die mir Felicia zuvor gegeben hatte und setzte mich in ihren superbequemen Bürodrehstuhl. Meine Füße legte ich auf die Armlehne des Sofas, das nur einen Meter von mir entfernt stand. Es war einfach nur wunderbar, in diesem Stuhl zu sitzen; ich konnte mir in diesem Moment keinen schöneren Platz zum Sitzen vorstellen. Die Optik begann sich immer stärker zu verändern; alles schlug dezente purpurfarbene Wellen. Das einzige was sich optisch nicht bemerkbar veränderte, war das Bild des Fernsehers – wohl aber die Menschen die darin zu sehen waren. Sie waren allesamt hässlich, ohne Ausnahme! Waren diese Leute wirklich so hässlich oder bildete ich mir das nur ein? Und wenn schon ich mir das nur einbildete, es war urkomisch! Jede einzelne dieser Fratzen war so witzig anzusehen; ich lachte lauthals los. Von meinem Gelächter angesteckt stimmte auch Felicia mit ein und wir lachten eine gefühlte Viertelstunde lang Tränen. Irgendwann wurden die Fratzen langweilig, Felicia ging aus dem Zimmer und ich saß allein auf dem Bürodrehstuhl in ihrem Zimmer.
Ich schloss die Augen … und blickte in einen Tunnel aus Farben! Farben und Formen wie ich sie noch nie gesehen hatte. Farben und Formen die sich bewegten, sich verschlangen, explodierten, verflossen, erblühten und miteinander tanzten. Bei diesem Anblick überkam mich augenblicklich ein Gefühl der Euphorie wie ich es noch nicht mal auf meinem bisher heftigsten MDMA-Rausch verspürt hatte. Ich wusste, dass diese Bilder die ich gerade sehen konnte ein Produkt meines Gehirns waren und empfand Stolz und Ärger zugleich. Stolz, weil mein Gehirn in der Lage war, derart wunderbare Bilder zu erzeugen; Ärger darüber, dass ich im nüchternen Zustand nicht so kreativ sein konnte. Und so lag ich da und weinte wieder vor Glück, während Farben, Formen und Muster meine Augenlider in eine ultimative psychedelische Kinoleinwand verwandelten. Es war ein vollkommener Moment voller Geborgenheit und tiefster, nie gekannter Liebe, die ich für den kleinen blauen Planeten Erde und all seine Bewohner empfand. Mein Geist war Eins mit der Welt; Felicias Zimmer war lediglich der Ort wo mein Körper momentan sein sterbliches Dasein fristete.
Ich lag mindestens eine von Glückseligkeit erfüllte Stunde in diesem Bürostuhl und merkte gar nicht, wann die Gedankenflut einsetzte - geschweige denn, wann Felicia wieder ins Zimmer kam. Als ich die Augen öffnete lag sie wieder in ihrem Bett; vermutlich schlief sie. Ich stand langsam auf und stellte mich ans offene Fenster. Draußen sah es einfach wundervoll aus; es war zwar noch dunkel, aber die Straßenbeleuchtung war inzwischen wieder eingeschaltet worden. Ich stand eine ganze Weile da und betrachtete fasziniert, wie allmählich schwächer werdende Aztekenmuster sich zwischen den Sternen hindurchschlängelten. Ein Gefühl physischer Größe überkam mich – als könnte ich mit meinen Armen die ganze Erde umfassen. Ich dachte an all die Menschen, die ich so sehr liebe. Dachte daran, dass sie alle so weit weg waren. So weit weg und doch immer bei mir. Denn die Welt ist in mir. Und meine Geliebten sind Teil dieser Welt, die in mir ist. Ein wundervoller Gedanke! Ihr könnt mich wegsperren und isolieren, doch niemals solange ich lebe, werde ich wieder allein sein, denn die Welt, mit all jenen die ich so sehr liebe, wird immer in mir sein!
Felicia hatte nicht geschlafen. Für sie waren die vergangenen Zwei Stunden wohl ziemlich anstrengend gewesen. Ich fragte sie wie es ihr ging und sie erzählte mir, dass sie fürchtete, den Verstand verloren zu haben und überhaupt nicht mehr runterzukommen. Und weil sie mich nicht stören wollte, hatte sie sich einfach schlafend gestellt. Im Nachhinein muss ich sagen, dass ich ihr von Herzen dankbar bin, dass sie sich so verhalten hat. Mein Trip wäre wohl anders verlaufen, hätte ich gewusst dass meine Begleiterin gerade einen Bad-Trip durchstand. Dennoch, so wie es war, war es (für mich jedenfalls) perfekt! Danke Felicia!
Wir sahen uns noch etwa eine Stunde lang das Morgenprogramm im Fernsehen an und ich merkte wie meine Gedanken schubweise immer klarer und ich immer müder wurde. Ich hatte ein schlechtes Gewissen, Felicia einfach allein zu lassen. Sie fragte mich aber glücklicherweise ob ich etwas dagegen hätte, bald nach Hause zu gehen, denn sie würde schlafen wollen. Gut, gesagt getan, wir verabschiedeten uns und ich umarmte sie. Ich war ihr sehr dankbar dafür, dass sie sich so rücksichtsvoll verhalten hatte, damit ich mich meinem Trip hingeben konnte. Dann trat ich die Heimreise an.
Auf dem Weg nach Hause merkte ich dann, wie Präsent die Wirkung des Psilocybins immer noch war. Einen klaren, vernünftigen Gedanken zu fassen wäre nicht möglich gewesen; so wollte ich niemandem begegnen, schließlich war mein leicht verwirrter Zustand auf den Konsum einer verbotenen Substanz zurückzuführen; daran dass ich in meiner Tasche noch ungefähr Zehn Gramm verbotene Trockenpilze hatte, dachte ich in diesem Moment nicht… Ich nahm die unmöglichsten Umwege über kleine Gassen, nur damit mir garantiert kein Mensch über den Weg lief. Aus einem Heimweg von 5 Minuten wurde so ein Weg von knapp 20 Minuten – glücklicherweise ohne dass ich jemandem über den Weg gelaufen bin…
Zuhause angekommen erwartete mich nur mein Kater, der lauthals miauend seinen Tribut in Form einer Dose Katzenfutter einforderte. Nichts da, sollte er sich doch eine Maus fangen, ich wollte nämlich nur noch schlafen! So wie ich war schmiss ich mich aufs Bett, streifte meine Schuhe ab und wickelte mich in meine Bettdecke. Wie wunderbar bequem es war! Wie auf Wolken! Ich schloss die Augen und bewunderte die immer noch vorhandenen bunten Muster während ich langsam in mein eigenes Land der Träume entschwebte und so wunderbar klar träumte wie schon lange nicht mehr.
Der nächste Tag war einer der schönsten Tage die ich je gelebt habe. Es war ein vollkommen wolkenloser, sonniger Tag gewesen – sehr selten für diese Jahreszeit. Zufall? Ich ging mit einem andauernden Lächeln durch den Tag und hatte das Gefühl ich steckte meine Mitmenschen mit meiner guten Laune an. Es strahlte aus mir heraus: Was ich letzte Nacht erfahren habe, wird mich für immer verändern! (via Land der Träume)
Ein genialer Tripbericht, allein das Lesen dessen beflügelt den Verstand. Wer solch Erfahrung schon hatte kann es nachvollziehen. Ein wahrlicher Lesetipp!
cRAwler23 Parteielite
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Thema: Re: Psilocybin, DMT und LSD Sa 5 Apr 2014 - 2:28
Abheben mit Dr. DMT
Dr. Rick Strassman, Autor des Buches DMT - Das Molekül des Bewusstseins, ist verantwortlich für die bahnbrechende Erforschung von Dimethyltryptamin, die nach Dekaden der Stagnation die legalen Türen für das ernsthafte Studium von Psychedelika öffnete. Zwischen 1990 und 1995 half Dr. Strassman 60 Patienten dabei, den „Sprung ins Nichts“ zu wagen. Dabei dokumentierte er ihre Erfahrungen an der medizinischen Abteilung der Universität von New Mexico. Abgesehen von seinen wissenschaftlichen Observationen hat er auch angeregt, dass DMT etwas mit den Geschichten von Entführungen durch Außerirdische zu tun haben könnte, und dass der Erguss von DMT aus der Pinealdrüße in den Fötus etwa sieben Wochen nach der Empfängnis „den Eintritt des Geistes markiert”.
Mein drittes Buch, The Quest for Gnosis, wurde letzten Monat veröffentlicht und enthält Interviews mit vielen führenden Köpfe des psychedelischen Studiums, inklusive Dr. Strassman. Seine Arbeit war ein tiefgehender Einfluss auf mein eigenes Leben und meine Forschung, und ich fühlte mich privilegiert, mit ihm über DMT, ekstatische Zustände, Begegnungen mit Aliens, Religion, Tod und die Legalisierung von Psychedelika zu sprechen.
VICE: Sie haben das bahnbrechende Buch DMT - Das Molekül des Bewusstseins geschrieben, und ihnen wurde die erste klinische Studie von Psychedelika seit 20 Jahren genehmigt. Wie fühlte es sich an, wenn so viele Erwartungen auf der Forschung lasten?
Dr. Rick Strassman: Ich fühlte eine Menge Verantwortungsbewusstsein, aber gleichzeitig wusste ich, dass die Leute, die sich meiner Forschung bewusst waren und sie beobachteten, relativ wenige waren. Ich war gar nicht für so viele Menschen verantwortlich—auch wenn die längerfristige Wirkung meiner Forschung mir das Gefühl gab, verantwortlich dafür zu sein, die Studie mit höchster Vorsicht und Strenge durchzuführen. Außer sicherzustellen, dass es keine negativen Nebenwirkungen gibt, war der Grad an Observation und Überwachung handhabbar. Ich erkannte die Wichtigkeit meiner Arbeit für die Zukunft des psychedelischen Studiums in Amerika. Deshalb wollte ich sicherstellen, dass die Studie so transparent wie nur möglich durchgeführt wird. So fühlte es sich an, als wäre die Verantwortung auf alle, die an dem Prozess beteiligt waren, aufgeteilt.
Es gibt eine große Debatte darum, ob die psychedelische Erfahrung komplett im eigenen Denken stattfindet oder möglicherweise auch nach außen wirkt. Können Sie ein Beispiel in Ihrer Forschung angeben, das die eine oder die andere Seite unterstützt?
Ich glaube mittlerweile nicht, dass es möglich ist, objektiv zu entscheiden, wie viel dessen, was wir unter dem Einfluss psychedelischer Drogen erleben, intern generiert oder extern erlebt ist. Es würde Sinn für mich machen, das Phänomen als Spektrum zu sehen. Es gibt Zeiten, in denen unsere eigene Persönlichkeit überwiegt, anstatt sich bewusst über etwas Externes zu sein. Machmal jedoch ist das, was wir sehen, extern und nicht selbst-generiert. Es ist jedoch unmöglich, strikt das eine oder andere zu haben. Ohne unsere Lebenserfahrungen und unseren biologischen Aufbau könnten wir das, was wir sehen, nicht entschlüsseln.
Marsha zum Beispiel, eins unserer DMT-Subjekte, hatte eine tiefgreifend psychedelische Vision von Schaufensterpuppen aus den 1890ern auf einem Karussell. Durch etwas Befragung entschieden wir, dass die Vision genau so viel mit ihrem eigenen Körperbild im Kontext ihrer Ehe zu tun hatte wie mit etwas Metaphysischem. Chris, ein weiterer Freiwilliger in der Studie, betrat ein seliges, gelb-weißes Licht und wurde eins mit ihm. Er hatte aber sehr wenige Visionen, die er mit persönlichen psychologischen Themen assoziieren konnte.
Zur Zeit Ihrer Forschung mit DMT waren Sie ein Buddhist. Welche Vorteile brachte Ihr spiritueller Pfad zusammen mit dem wissenschaftlichen, falls überhaupt irgendwelche?
Heutzutage bin ich kein aktives Mitglied einer Zen-Organisation mehr. An den meisten Tagen praktiziere ich Sitzmeditation. Auf jeden Fall wäre ich unfähig gewesen, ohne meine buddhistische Ausbildung ernsthaft die hebräische Bibel zu studieren. Während die Dinge, die meine DMT-Freiwilligen berichtet haben, über mein buddhistisches Verständnis hinausgingen, half mir die meditative Praxis zu entscheiden, wie wir die Drogensitzungen überwachten. Aus Sichtweise der Ergebnisse waren die Interaktion während meines Sitzens—einer spirituellen Praxis, die aus einer gut charakterisierten Religion kommt—und die Art und Weise, wie ich Informationen als Wissenschaftler erhalten und analysiert habe, verbunden. Die größte Auswirkung darauf, wie ich unsere Ergebnisse interpretierte, war die Entwicklung unserer Bewertungsskala für die Wirkung des DMT. Sie basierte auf psychologischen Konzepten des Buddhismus und wies auf zukünftige Studien hin, die die pharmazeutischen Grundlagen des buddhistischen Skandhas auseinandernehmen könnten.
Gnosis im traditionellen Sinne ist ein experimentales Wissen, das die Notwendigkeit für „blinden Glauben“ eliminiert. Wie wichtig, falls überhaupt wichtig, ist Gnosis in diesem Sinne für das spirituelle Streben?
Wenn Sie von Gnosis als eine bestimmte Art spiritueller Erfahrung reden, könnte sie als Ziel der spirituellen Praxis funktionieren. Damit Gnosis wichtig sein kann, muss die Information, die sie enthält, übertragbar sein. Ich sage das aus mindestens zwei Gründen: Um die Erfahrung als tatsächlich gnostisch zu verifizieren, und um andere zu lehren und zu ermutigen.
Wie soll unsere Gesellschaft deiner Meinung nach in Zukunft mit Psychedelika umgehen? Graham Hancock beispielsweise behauptet, dass die Fähigkeit, unser eigenes Bewusstsein zu erkunden, ein grundlegendes menschliches Recht ist und dass wir legalen Zugriff auf diese Substanzen verlangen sollten. Was ist Ihre Meinung dazu, sowohl als Bürger als auch als Wissenschaftler?
Psychedelika können potenziell destabilisierend wirken, und sie zu nehmen oder zu verabreichen, erfordert eine solide Ausbildung, um das Optimum an positiver Wirkung und das Minimum an negativer zu erreichen. Man könnte also zum Beispiel spezialisierte Zentren für diese Art Ausbildung aufmachen. Die verschiedenen Settings könnten religiös, kreativ, psychotherapeutisch und so weiter sein.
Inwiefern verändert Glaube die Testergebnisse und wie halten Sie, als Wissenschaftler, Ihre eigenen Vermutungen zurück, um das objektivste Testergebnis in Ihrer Forschung zu erhalten, das möglich ist?
Generell können Testergebnisse nur schwer durch den Glauben verändert werden. Man könnte eine Studie erstellen, die basierend auf dem eigenen Glauben eher bestimmte Ergebnisse erbringen würde, die den eigenen Glauben bestärken. Oftmals wirkt sich der eigene Glaube auf die Interpretation dieser Ergebnisse aus. Die Statistiken unserer DMT-Studie teilten wir in Objektiv und Subjektiv auf. Oder eher gesagt, verwandelten wir das Subjektive in das Objektive durch unsere Bewertungsskala. So hatten wir dann objektive Statistiken, die wir auf verschiedene Arten analysieren konnten. In meinem wissenschaftlichen Werk waren meine Ergebnisse mit den Modellen, in denen die Studien stattfanden, abgestimmt: Menschliche Psychopharmakologie, Psychometrik und Psychologie. Ich schlug verschiedene Erklärungen für unsere Funde für zukünftige Forschung vor, um zu helfen, unbeantwortete Fragen zu lösen.
Schließen wir mit der uralten existenziellen Frage: Was, glauben Sie, passiert, wenn wir sterben? Warum sind wir hier?
Der Gründer des japanischen Zen, Dogen, sagt, dass unser Tod nur ein weiterer Moment in der Zeit ist. Das Leben geht ohne uns weiter. Allerdings hat unser Einschlag das Potenzial, unsterblich zu sein. Einer meiner Lieblingsautoren ist Olaf Stapledon, der vorschlug, dass unsere Aufgabe auf der Erde ist, kreativ mit unserer Umwelt zu interagieren. Maimonides, einer meiner Lieblingsphilosophen aus dem Mittelalter, erinnert daran, dass das Universum nicht für die Menschheit erschaffen wurde. Das lässt uns viel Spielraum. (via Vice)
Sehr interessanter Auszug. Btw. hier mal die "DMT Hymne" und ich muss sagen wenn man sich mit diesem Thema schon ne Weile beschäftigt hat, so wird einem dieser Klang sehr passend erscheinen ♥
XXYYXX - DMT
cRAwler23 Parteielite
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Thema: Re: Psilocybin, DMT und LSD So 21 Sep 2014 - 17:10
Warum sind Psychedelika wirklich verboten?
Für Terence McKenna waren Cannabis, Psilocybin, DMT, LSD und andere Psychedelika „Katalysatoren intellektuellen Widerspruchs”. In seinem Buch The Archaic Revival (1991) vermutete er, dass Psychedelika nicht deshalb illegal seien, „weil es irgendjemanden stört, dass du Visionen hast”, sondern weil „sie Zweifel an der Gültigkeit der Wirklichkeit hervorrufen”. Deshalb sei es selbst für demokratische und besonders für sogenannte „Dominator”-Gesellschaften schwierig, Psychedelika in Kauf zu nehmen. Wir leben seiner Meinung nach in einer globalen „Dominator”-Gesellschaft.
McKenna verwendet die Begriffe „Partnerschaft” und „Dominator” zur Beschreibung von Gesellschaften und Beziehungen. Sie wurden von Riane Eisler geprägt, auf deren Arbeit McKenna sich häufig bezieht. In The Archaic Revival schrieb McKenna:
In ihrem Buch Kelch und Schwert, in dem sie die gängige Geschichtsschreibung neuaufrollt, entwickelt Riane Eisler den richtungsweisenden Gedanken weiter, dass es „partnerschaftliche” Gesellschaftsmodelle gibt, die mit „dominierenden” Formen sozialer Ordnung konkurrieren und von diesen unterdrückt werden. Letztere sind hierarchisch, patriarchalisch, materialistisch und von Männern dominiert. Eisler führt aus, dass die Spannung zwischen diesen beiden Formen sozialer Ordnung sowie die übermäßige Umsetzung der „Dominator-Kultur” für die Entfremdung in der heutigen Welt verantwortlich seien. Ich kann Eisler nur zustimmen.
Wenn wir verstehen wollen, warum Psychedelika verboten sind, müssen wir laut McKenna verstehen, weshalb die Welt heutzutage nach dem „dominierenden” statt dem „partnerschaftlichen” Modell funktioniert und was diese Begriffe genau umfassen. Dafür befassen wir uns mit Eislers Werk, das—wie viele von McKennas Arbeiten auch—Aspekte von Geschichte und Natur beschreibt, die bisher übersehen und absichtlich verdrängt wurden. In ihrem Buch Kelch und Schwert: von der Herrschaft zur Partnerschaft. Weibliches und männliches Prinzip in der Geschichte führt Eisler an, dass die Menschheit während der vergangenen 32.000 Jahre, in den allermeisten Fällen, in partnerschaftlichen Gesellschaften, innerhalb eines globalen partnerschaftlichen Kulturmodells lebte—eine Lebensweise, die heute fast unvorstellbar ist.
Kelch und Schwert (1987) von Riane Eisler
Eisler führte die Begriffe Partnerschaft und Dominator in ihrer Theorie zu kultureller Transformation ein. Sie stellte die These auf, dass der Vielfalt menschlicher Kultur zwei Gesellschaftsmodelle zugrunde liegen. Beim Dominator-Modell nimmt die eine Hälfte der Menschheit einen höheren Rang ein als die andere Hälfte. Diese Verzerrung stützt sich auf einen Unterschied, der unsere Spezies ausmacht, den zwischen Mann und Frau, und wird dadurch zur Grundlage für alle anderen Beziehungen (und, wie ich glaube, Erfahrungen). Im Partnerschaftsmodell wird Vielfalt nicht mit Unter- oder Überlegenheit gleichgesetzt. Statt eine Rangfolge zu erstellen, werden Verknüpfungen geschaffen.
Laut Eisler ist die Dichotomie zwischen Dominator und Partnerschaft nicht ideologiespezifisch: sowohl der Kapitalismus als auch der Kommunismus berufen sich auf Dominator-Werte. Sie ist auch nicht geschlechtsspezifisch, weil sowohl Männer als auch Frauen Dominator-Haltungen einnehmen können. McKenna hob besonders diesen Aspekt von Eislers Arbeit hervor. In The Evolutionary Mind (1998) schrieb er:
Das ist kein rein männliches Problem. Jede Person in diesem Raum hat ein weitaus größeres Ego als ihr guttut. Riane Eisler hat es mit ihrem Buch Kelch und Schwert geschafft, die in dieser Diskussion verwendeten Begrifflichkeiten vom Geschlechtsspezifischen loszulösen. Statt ständig über das Patriarchat zu sprechen, sollten wir vielmehr von der Konkurrenz zwischen Dominator-Kultur und Partnerschaftskultur sprechen.
Häufig wird angenommen, dass Männer im Laufe der Geschichte das dominierende, unterdrückende Geschlecht waren—was Eislers geschlechtsneutrale Theorie widerlegen würde. Nur, dass es nicht stimmt. Eisler hat gezeigt, dass das weltweit bestehende Dominator-Modell eine neuere Entwicklung ist. Seit ca. 35.000 v. Chr. (das früheste Datum, auf das die sogenannten Venusfiguren bestimmt wurden) bis ca. 5000 v. Chr. lebte die Menschheit in partnerschaftlichen Gesellschaften. Es gab weder ein Patriarchat noch ein Matriarchat. McKenna schrieb in Die Speisen der Götter (1992):
Eisler beruft sich auf archäologische Funde, um zu begründen, dass die partnerschaftlichen Gesellschaften des Nahen Ostens jahrhundertelang ohne Kriege und Unruhen funktionierten. Krieg und Patriarchat tauchten erst im Gefolge der Dominator-Werte auf.
Hinweise auf partnerschaftliche Gesellschaften wurden beispielsweise in der Ausgrabungsstätte Çatalhöyük in Anatolien entdeckt. Die Ausgrabungsfunde umfassen einen Zeitraum von ca. 7500 v. Chr. bis ca. 5700 v. Chr. (als Eislers Buch veröffentlicht wurde, waren die ältesten Funde auf ca. 6500 v. Chr. datiert worden). Archäologen fanden keine Hinweise auf eklatante soziale Unterschiede. Die soziale Ordnung war matrilineal und matrilokal und die „göttliche Familie von Çatalhöyük” wurde (nach Bedeutung geordnet) in folgender Reihenfolge dargestellt: Mutter, Tochter, Sohn, Vater. In mehr als 40 der 139 zwischen 1961 und 1963 freigelegten Räumen befanden sich Schreine. „Der Kult der Großen Göttin scheint eines der auffälligsten und wichtigsten Elemente des alltäglichen Lebens gewesen zu sein.” Eisler schrieb:
Die anthropomorphen Darstellungen der Göttin in Çatalhöyük und anderen jungsteinzeitlichen Gesellschaften stellen, wie der griechische Philosoph Pythagoras später bemerkte, verschiedene Abschnitte im Leben einer Frau dar—das junge Mädchen, die Mutter und die Großmutter oder Ahnfrau. Die Tatsache, dass die Schlafplattformen der Frauen, auf denen sich die persönlichen Gegenstände sowie das Bett oder der Diwan der Frauen befanden, sich in Çatalhöyük immer an derselben Stelle, auf der östlichen Seite der Wohneinheit befanden, deutet auf eine matrilineale und matrilokale soziale Ordnung hin. Die Schlafräume der Männer waren kleiner und befanden sich an unterschiedlichen Stellen in den Häusern.
Und weiter:
Trotz dieser Hinweise auf die Vorrangstellung der Frauen in Religion und Alltag deutet nichts darauf hin, dass es auffällige Ungleichheiten zwischen Männern und Frauen gab. Auch gibt es keine Anzeichen dafür, dass Frauen Männer unterdrückten.
Auch 3000 Jahre nachdem die Menschheit sich zu Zivilisationen verdichtet hatte, lebten die Menschen friedlich und verehrten die Göttin. Eisler stellt fest, dass „praktisch alle materiellen und sozialen Technologien, die die Grundlage unserer Zivilisation bilden, vor der Aufzwingung der Dominator-Kultur entwickelt wurden”. Das bedeutet, dass „Krieg nicht notwendig ist für technologischen und somit auch kulturellen Fortschritt—auch wenn Pentagon-Theoretiker das Gegenteil behaupten mögen.” Eisler nennt diesen Umstand „eines der bestgehüteten Geheimnisse der Geschichte.”
Erst gegen 5000 v. Chr. tauchte das Dominator-Modell in Form nomadischer Banden aus der Peripherie auf. Sie griffen bestehende Zivilisation an, die alle partnerschaftlich organisiert waren. Langsam tauchten Verteidigungsmechanismen wie Gräben und Wälle auf, die es zuvor nicht gegeben hatte. „Diese wiederholten Einfälle und darauf folgenden Kulturschocks und Bevölkerungswandel kamen in drei Wellen: die erste Welle von 4300 bis 4200 v. Chr., die zweite von 3400 bis 3200 v. Chr. und die dritte von 3000 bis 2900 v. Chr. Im Zentrum des Wertesystems der Angreifer stand eine Macht, die Leben nimmt, nicht eine, die Leben gibt.” Als die Dominatoren die Zivilisationen eroberten, fingen sie an, die alten Lebensweisen zu unterdrücken. Das bedeutete, dass auch der Kult der Göttin unterdrückt wurde. Das wiederum hatte eine Marginalisierung der Frau im Allgemeinen zur Folge. Eisler schreibt, dass „die Göttin und die Frauen insgesamt zu Gemahlinnen oder Geliebten degradiert wurden. Schrittweise wurden männliche Dominanz, Krieg und die Versklavung von Frauen und sanfteren, ‚verweiblichten’ Männern zur Regel”. Und weiter:
Nach einer anfänglichen Phase der Zerstörung und des Chaos entstanden die Gesellschaften, die wir in unseren Geschichtsbüchern als Anfänge unserer westlichen Zivilisation feiern.
Die letzte partnerschaftliche Zivilisation war die Minoische, die—wie Eisler bemerkt—normalerweise nicht in Vorlesungen zu westlicher Zivilisation erwähnt wird. Die Vorläufer der Minoer kamen um 6000 v. Chr auf Kreta an und brachten den Göttinnenkult mit sich. 4000 Jahre lang blühte die minoische Zivilisation, in der es keine Kriege, dafür aber eine halbwegs gerechte Aufteilung von Reichtum gab. Die Minoer schmückten ihre Häuser und öffentlichen Gebäude mit Kunst, die in den Annalen unserer Zivilisation ihres gleichen sucht. „Im Kreta der Minoer erinnerten Säulen und Symbole überall an die Gegenwart der Großen Göttin”, zitiert Eisler in ihrem Buch. Auf Grundlage ihrer Forschung kommt Eisler zum dem Schluss, dass die mythische Zivilisation Atlantis, die Platon im 4. Jahrhundert v. Chr. beschrieb, eine verfälschte mündliche Überlieferung war, und zwar nicht von einem verlorenen Kontinent, sondern von der minoischen Gesellschaft auf Kreta.
Um 1100 v. Chr. „war alles vorbei”. Das Dominator-Modell hatte in Form des Patriarchats die Oberhand gewonnen. Frauen—die mindestens 30.000 Jahre lang Männern gleichgestellt waren—wurden plötzlich abgewertet. Im antiken Griechenland, dessen Demokratie den Großteil der Bevölkerung ausschloss (indem sie Frauen und Sklaven nicht teilhaben ließ), wurden sie marginalisiert. Eislers Ansicht nach, kann sehr viel von dem, was in der antiken griechischen Kultur gut und schön war—die Liebe zur Kunst, das ausgeprägte Interesse an der Natur, die reiche und vielfältige feminine und maskuline mythische Symbolwelt—auf die minoische Kultur Kretas zurückgeführt werden. Relikte des Kults der Göttin fand man in Form der zahlreichen griechischen Göttinnen auch im antiken Griechenland. Alle diese Göttinnen waren jedoch Zeus untergeordnet. Die Dinge verschlechterten sich weiter, bis sie in der Bibel einen Tiefpunkt erreichten. Wie Eisler feststellt, wird im Alten Testament explizit erklärt, dass es Gottes Wille ist, dass die Frau dem Mann untergeordnet sei. Eisler schreibt:
Wenn wir die Bibel als normative soziale Literatur betrachten, ist die Abwesenheit der Göttin eine wichtige Aussage über die soziale Ordnung, die die Männer, die dieses Buch über die Jahrhunderte schrieben und umschrieben, errichten und aufrechterhalten wollten.
Trotz immer gefährlicherer Rückschläge in Form von Kriegen mit immer zerstörerischen Waffen, können die folgenden 2000 Jahre bis zur Gegenwart als stufenweise Erholung vom plötzlichen Eindringen des Dominator-Modells gesehen werden. Dieses hat seit seinem Auftauchen bewusst und unbewusst alle Hinweise auf den ursprünglichen Göttinnenkult und seine diversen Wiederbelebungen in der Geschichte zerstört oder unterdrückt.
Wenn man nicht gerade Teil eines indigenen Stammes wie der !Kung im südlichen Afrika oder der Mbuti im Kongo ist, ist man heutzutage wahrscheinlich fest im Griff der Dominator-Kultur. Eisler schreibt: „Nach Tausenden von Jahren unablässiger Indoktrinierung ist das für uns einfach die Realität, die Art und Weise, wie die Dinge sind.” McKenna stellte fest, dass Menschen—insbesondere in Dominator-Gesellschaften—nicht dazu ermutigt werden, ihr Verhalten oder die Verhältnisse im Allgemeinen zu hinterfragen. Ebendas ist aber einer der Effekte von Psychedelika. McKenna gab 1987 zu bedenken:
Psychedelika sind nicht deshalb verboten, weil eine fürsorgliche Regierung befürchtet, dass ihr aus dem dritten Stock springen könntet. Psychedelika sind verboten, weil sie vorhandene Meinungsbildungsstrukturen und kulturell festgeschriebene Verhaltens- und Informationsverarbeitungsmuster auflösen. Sie eröffnen die Möglichkeit, dass alles, was wir wissen, falsch sein könnte.
In diesem Sinne kann ich jedem nur nahe legen, sich zu zu dröhnen und Kelch und Schwert zu lesen. Oder sich zu zu dröhnen und sich „Man & Woman at the End of History" eine mehrtägige Podiumsdiskussion, die von Eisler und McKenna moderiert und 1988 im Radio gesendet wurde—anzuhören. Während dieser Diskussion führt McKenna die Rolle von Psychedelika in Eislers Theorie ein. Eisler vergleicht McKennas Rhetorik mit einem Feuerwerk: „Sie erhellen so viele Dinge so schnell, nur um sofort zum nächsten Punkt zu springen.” Als Schlusspunkt habe ich ein Zitat aus dieser Diskussionsreihe gewählt:
Uns wird weisgemacht, dass wir uns inmitten einer ungeheuren politischen Krise befinden, die unter dem Stichwort „Drogenproblem” zusammengefasst werden kann. Aber das Drogenproblem ist ein Abhängigkeitsproblem. Die Abhängigkeit wiederum ist meiner Ansicht nach die Abhängigkeit der Geheimdienste von großen Mengen nicht zurückverfolgbaren Geldes. Diese Abhängigkeit ist für das weltweite Drogenproblem verantwortlich. Es stimmt natürlich aber auch, dass es chemische Abhängigkeiten gibt. Das ist das Interessante an uns Menschen. Wir sind Allesfresser und diese Fähigkeit hat uns für—nicht unbedingt Manipulation—aber doch für einen gewissen selektiven, evolutionären Druck empfänglich gemacht, der normalerweise nicht vorhanden ist. Die meisten Tiere ernähren sich von einigen wenigen Dingen. Viele Tierarten haben nur eine Nahrungsquelle. Unsere Fähigkeit, omnivor zu sein, hat uns in den vergangenen vier, fünf Millionen Jahren einer Vielzahl mutagener und synergistischer Verbindungen ausgesetzt, die u.a. dafür verantwortlich sein können, dass sich die Adoleszenzphase unserer Spezies verlängert hat. (via Vice)
Sehr interessanter historischer Diskurs dieses Themas im Hinblick auf weltpolitische Konzepte und den Versuch durch Prohibition schädliche Paradigmen aufrechtzuerhalten.