Sapere aude!

Sapere aude ist lateinisch und bedeutet: „Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“ - Wage es, vernünftig zu sein!

"Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Mutes liegt, sich seiner ohne Leitung eines anderen zu bedienen."

Hier gibt es mal keinen langen Text, es geht schließlich um den eigenen Verstand. Das bedeutet hier nicht, jetzt auf Befehl Kants diesen zu nutzen nur um irgendwas zu schreiben. Es geht mir darum nichts schreiben zu "müssen", einfach ein paar Gedanken zu machen, diese wenn man möchte selbstständig zu äußern, allein wenn man Mitteilungsdrang besitzt, Unmündigkeit ist geistige Ohnmacht, egal ob man unterwürfig einer bestimmten Denke lebt oder gleichgültig über die Dinge schweigt die einen durch den Kopf kreisen. Das war der Sinn dieses Forums, die Unmündigkeit zu beseitigen. Es ist (wenn das hier jemand ließt) vielleicht etwas sinnlos, doch ich habe das Gefühl das wir auch heute noch eine Aufklärung brauchen, jedoch bräuchten wir erst mal eine Renaissance im Geiste brauchen!

Der eigene Verstand wird von Geburt an manipuliert, geformt, verändert und entwickelt sich, es ist eine Mischung aus dem "Bauchgefühl" und dem rationalen Denken was den Wunsch nach geistiger Befreiung strebt, egal ob es damals eine Religion gab die dieses versuchte zu unterdrücken oder die heutige Zeitknappheit aufgrund von ständiger Arbeit oder Ablenkung. Diese Kombination ist für den Geist und Verstand ebenso Gift wie fundamentalistische Religion. Das Leben besteht aus Lücken finden und füllen. Ich habe das Gefühl das man sich immer mehr von der Vernunft aufgrund seines Alltages entfernt, am Ende seines Lebens wird man sich fragen warum man sich nicht mehr Zeit für sich selbst genommen hat und sich zu selten seines eigenen Verstandes bedient hat...

Es geht hier nicht unbedingt um geistige Freiheit, es geht darum das man seine Unmündigkeit ablegen muss, egal ob durch religiöse oder durch leistungsorientierte Erziehung die Wert auf "Selbstständigkeit" legt. Denn wer heute denkt er sei selbstständig, hat nicht begriffen in welchem Netz aus physischen und psychischen Abhängigkeiten er sich befindet. Das versuche ich mir schon seit langem zu Herzen zu nehmen, doch es ist alles andere als leicht diese Unmündigkeit zu überwinden. Das Leben besteht aus gegenseitiger "Befruchtung", doch der Mensch hat es durch Beeinflussung ersetzt und glaubt durch seine Arbeit selbstständiger zu werden.

Was denkt ihr ist Kant in dem Punkt noch immer aktuell und vielleicht ein unlösbares Problem? Ich denke in beiden Punkten ja, jedoch gibt es Ausnahmen, vielleicht muss dieses Prinzip ja nicht auf die ganze Spezies Mensch übertragen werden, vielleicht reicht es wenn einige diesen klaren Verstand besitzen und diese die Masse etwas mehr in Vernunft lehren.

Btw. das Menschbild von Kant war überwiegend negativ und leicht misanthropisch, doch diesen Satz sollte man beherzigen: „Handle so, dass du die Menschheit sowohl in deiner Person, als in der Person eines jeden andern jederzeit zugleich als Zweck, niemals bloß als Mittel brauchst.“

Ich finde es sei erstmal zu klären, was denn als Vernunft definiert wird. Weil all das was heutzutage als vernünftig eingestuft wird, mehr an abartigen Wahn- bzw. auch Unsinn erinnert und von einem gesunden Verstand (Menschenverstand sag ich schon mit Absicht nicht) weiter entfernt ist als RTL von vernünftiger Berichterstattung. Und das soll was heißen.

Ich kann nur soviel sagen. Heutzutage benutzt keiner mehr seinen Verstand. Der Mensch hat es mehr oder weniger geschafft sich komplett abhängig zu machen. Sei es von anderen Menschen als viel mehr von der Technik. Ich weiß garnicht wann in diesem Punkt der Gipfel erreicht sein wird. Aber die Scheibenwischergeneration wird es garantiert nicht besser machen.

Der werte Herr Kant würde sich in der heutigen Zeit wohl eher die Kugel geben als auch nur einen Versuch zu unternehmen diese 7 Millarden Vollidioten vor sich selbst zu retten.

Keek schrieb:

Der werte Herr Kant würde sich in der heutigen Zeit wohl eher die Kugel geben als auch nur einen Versuch zu unternehmen diese 7 Millarden Vollidioten vor sich selbst zu retten.

Ich glaube da könntest du recht haben, jedoch wäre er erst ma froh darüber das es im Abendland keine Monopolstellung der Kirche und Religion mehr gibt (bis auf regionale Ausnahmen). Doch das der Mensch gerne das selbstständige Denken abgibt und gleich in die nächste Sache flüchtet ist leider vorprogrammiert, nun ist halt der Kreislauf aus Produktion und Konsum für unsere Zeit prägend, schon kleine Unstimmigkeiten lösen Chaos aus und machen einen die Abhängigkeit bewusst. Doch Technologie ist nicht das Grundübel, es ist die Bequemlichkeit und die angst vor Autonomie im Denken und Handeln. Denn das setzt Verantwortung voraus

Ich sehe die Welt nicht so völlig düster wie du, ich achte inzwischen seltener auf die Masse der Doofköppe (deren Opfer man natürlich nicht sein will), wenn man seinen Focus ändert und mehr das positive und schöne in der Welt erkennt, sich seiner Sterblichkeit und der Einmaligkeit des Lebens bewusst wird (da kann ich das Thema empfehlen: Der epikureische Lustbegriff), wenn man Kant und Epikur erkennt dann wird diese Denke zum Selbstläufer. Ist natürlich die Frage wie kritisch man mit sich selbst ist

Ich finde es echt schwer die alltägliche Blödheit auszublenden. Die is sowas von allgegenwärtig und schlägt einem so dermaßen ins Gesicht, dass es stellenweise echt nicht auszuhalten ist. Das schlimme, die Leute von denen es kommt kriegens ja selbst garnicht mit. Es ist einfach so, dass man dumm besser durchs Leben kommt.

Hmm ich glaube das liegt auch daran von welchen Medien man sich beschallen und berieseln lässt, ich schaue im Prinzip kein TV mehr (außer mal Dokus auf Arte oder selten mal nen Film oder ne Serie) es ändert sich vieles in der Wahrnehmung wenn man versucht die Blöden, blöd zu lassen, is doch deren Bier, solange sie keinem direkt schaden. Doch wo ich deine Sicht teile ist, wenn diese Idioten aggressiv werden und den "Umweg" über einen Dialog meiden und gleich einen in die Fresse schlagen, nur weil man nicht in die "Denke" dieser Person passt, da fällt es wirklich schwer das zu meiden.

Doch da kann ich wieder und wieder sagen, nicht gleichgültig wegschauen, sondern seinen Focus einfach auf sich selbst richten, was kann man besser machen. Man muss es doch der "dummen Masse" nicht wie ein Herdentier gleich machen. Kant würde sich nur die Kugel geben wenn er sehen würde das es absolut keinen Menschen mehr gibt der das kann und so Souverän im Umgang mit sich selbst und seinen Mitmenschen ist. Auch hier wieder mein Hinweis, Epikur hat das schön schon zur Zeit der Antike erkannt, jeder braucht seinen "Rückzugsgarten"