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 Das Höhlengleichnis

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BeitragThema: Das Höhlengleichnis   Das Höhlengleichnis Icon_minitimeMi 13 Jul 2011 - 0:31

Das Höhlengleichnis Platon1


"Das menschliche Dasein ist so beschaffen, daß die meisten Menschen die Höhle niemals verlassen werden."

In seiner Politeia diskutiert Platon die Möglichkeit einer idealen Staatsordnung. Bei der Frage, ob und wie die Menschen gebildet werden können, verwendet Platon ein Gleichnis, das berühmte Höhlengleichnis. Es geht darum, ob und wie der Mensch die Wahrheit erkennen kann.

Platon beschreibt einige Menschen, die in einer unterirdischen Höhle von Kindheit an so festgebunden sind, dass sie weder ihre Köpfe noch ihre Körper bewegen und deshalb immer nur auf die ihnen gegenüber liegende Höhlenwand blicken können. Licht haben sie von einem Feuer, das hinter ihnen brennt. Zwischen dem Feuer und ihren Rücken befindet sich eine Mauer. Hinter dieser Mauer werden Bilder und Gegenstände vorbeigetragen, die die Mauer überragen und Schatten an die Wand werfen. Die „Gefangenen“ können nur diese Schatten der Gegenstände wahrnehmen. Wenn die Träger der Gegenstände sprechen, hallt es von der Wand so zurück, als ob die Schatten selber sprächen. Da sich die Welt der Gefangenen ausschließlich um diese Schatten dreht, deuten und benennen sie diese, als handelte es sich bei ihnen um die wahre Welt.


"Stelle dir Menschen vor in einer unterirdischen Wohnstätte... von Kind auf sind sie in dieser Höhle festgebannt. ... (sie) sehen nur geradeaus vor sich hin... von oben her aber aus der Ferne von rückwärts erscheint ihnen ein Feuerschein; zwischen dem Feuer aber und den Gefesselten läuft oben ein Weg hin, längs dessen eine niedrige Mauer errichtet ist... Längs dieser Mauer... tragen Menschen allerlei Gerätschaften vorbei...
Können solche Gefangenen von sich selbst sowohl wie gegenseitig voneinander gesehen haben als die Schatten, die durch die Wirkung des Feuers auf die ihnen gegenüberligende Wand der Höhle geworfen werden? ... Durchweg also würden die Gefangenen nichts anderes für wahr gelten lassen als die Schatten der künstlichen Gegenstände. (Bild ganz links unten)
Wenn einer von ihnen entfesselt und genötigt würde, plötzlich aufzustehen, den Hals umzuwenden, ... nach dem Lichte emporzublicken... Und wenn man ihn nun zwänge, sein Licht auf das Licht selbst zu richten, so würden ihn doch seine Augen schmerzen... Wenn man ihn nun aber von da gewaltsam durch den... Aufgang aufwärts schleppte und nicht eher ruhete, als bis man ihn an das Licht der Sonne gebracht hätte, würde er diese Gewaltsamkeit nicht schmerzlich empfinden und sich dagegen sträuben?... Zuletzt dann würde er die Sonne, nicht etwa bloß Abspiegelungen derselben im Wasser ... in voller Wirklichkeit ... schauen und ihre Beschaffenheit zu betrachten imstande sein... (Bild Mitte unten)
Wenn ein solcher wieder hinabstiege in die Höhle und dort wieder seinen alten Platz einnähme, würden dann seine Augen nicht förmlich eingetaucht werden in Finsternis. Und wenn er nun wieder... wetteifern müßte in der Deutung jener Schattenbilder, ... würde er sich da nicht lächerlich machen und würde es nicht von ihm heißen, sein Aufstieg nach oben sei schuld daran... und schon der bloße Versuch, nach oben zu gelangen, sei verwerflich?... (Bild rechts unten)"


Das Höhlengleichnis Hoehle1Das Höhlengleichnis Hoehle2Das Höhlengleichnis Hoehle3


Platon bezieht dieses Gleichnis in seinem folgenden Text auf folgende Analogie:

Wohnstätte der Gefesselten in der Höhle = durch das Gesicht uns erscheinende Raumwelt

Lichtschein des Feuers = Kraft der Sonne

Aufstieg nach oben und Betrachtung der oberen Welt = Erhebung der Seele in das Reich des nur Denkbaren

Das Höhlengleichnis Hoehle

Dies ist ein Modell der Platonischen Erkenntnistheorie, in der im Bereich des nur Denkbaren die Ideen das Wirkliche der Welt sind und die uns erscheinende Raumwelt nur Schattenbilder dieser Ideen darstellen.


Aber auch für das Leben derer in den Höhlen und derer, die das Licht geschaut haben, ergeben sich Konsequenzen:
"Wundere dich nicht, daß diejenigen, die zu dieser Höhe gelang sind, keine Neigung verspüren, sich den menschlichen Alltagsgeschäften zu widmen; sondern ihre Seelen fühlen sich immer getrieben, dort oben zu verweilen....
Scheint es dir verwunderlich, wenn einer, der von den göttlichen Anschauungen her in das menschliche Jammertal herabkommt, haltungslos ist und sich recht lächerlich ausnimmt, wenn er, noch getrübten Blicks und noch nicht wieder genügend an die hiesige Finsternis gewöhnt, sich genötigt sieht, in Gerichtshöfen oder anderswo um die Schatten der Gerechtigkeit zu streiten ..."

Daß auch unser Leben sich im Allgemeinen doch nur in der Höhle abspielt, verdeutlicht Sautet:
"Das menschliche Dasein ist so beschaffen, daß die meisten Menschen die Höhle niemals verlassen werden." (Sautet, S. 294)
Die meisten Menschen merken nicht, daß sie im Reich der Schatten leben, weil sie sich den Bedürfnissen ihrer Körper unterwerfen. Und daß sie immer tiefer hineingeraten, rührt daher, daß sie die Gesetze der Geschichte nicht kennen. Das Volk meint, seine Gelüste befriedigen zu können, wenn es die Macht hat, sich selbst zu regieren. Es versteht nicht, daß es sich in einer Situation befindet, die das Ziel, das es sich steckt, untergräbt. Während es frei zu sein wähnt, ist es mehr denn je Gefangener der Verhältnisse...."


Ist das Dasein nicht ein schlechtes Stück, in dem wir die meiste Zeit keine Rolle spielen, es sei denn die des Zuschauers? Verharren wir angesichts eines Schattenspiels meist nicht in kindischer Tatenlosigkeit? Vor allem im Zeitalter des Fernsehens?... Ob es sich nun um "Fiktionen" oder um "Nachrichten" handelt, wir sind weniger den je in der Lage, uns den Bildern zu entziehen, die vor unseren Augen vorüberziehen. Im übrigen übertrifft die Realität häufig bei weitem die Fiktion... Überdies ist der Zuschauer inzwischen "verkabelt" und das Angebot an Bildern so groß, daß es möglich geworden ist, ständig ein fremdes Leben zu führen. Wozu also dem Realen Bedeutung beimessen? Warum gegen die Trivialität des Alltags ankämpfen, wenn das Paradies in der Künstlichkeit liegt? Platon hatte es genau gesehen: die Gefangenen leiden nicht mehr an ihren Ketten - sie erfreuen sich ihrer sogar....

(via philo & wiki)

Wieder was für die nötige Dosis an Philosophie Wink
Doch dies ist eigentlich die älteste Form der Philosophie die noch immer aktuell ist. Man könnte sagen das der ganze Film "Matrix" die moderne Version des Höhlengleichnisses ist. Ich selbst erkenne mich zu gut in dieser Denkweise, doch die wirkliche Welt hab auch ich nur für sehr kurze Momente erleben können, es hat nichts damit zu tun was wir als "Realität" betrachten, sondern unsere Perspektive. Es ist wie wenn man ins Theater oder Kino geht, man sieht eine fantastische, schöne Aufführung, doch man selbst als einzelner "erleuchteter" Zuschauer sieht die Gerüste und Aufbauten hinter der Bühne, die Technik und das reale Konstrukt. Doch wer diese dunkle Höhle verlassen hat kann als von der Erleuchtung geblendeter durchaus wieder in diese Höhle abtauchen, nur ist man blind für das schöne Schattenspiel geworden...

Kurz und knapp ist das der Erkenntnisweg der Erleuchtung. Wie es eine physische Evolution gibt, so gibt es auch eine Geistige, die Kunst ist es seine eigene Blindheit zu erkennen, seine Unwissenheit zuzugeben und auch zu erkennen das man in einer Höhle lebt die wir als Realität erkennen, doch umgeben ist von Dingen die wir nicht so einfach verstehen können. Es ist nicht leicht diesen Weg zu gehen doch am ende besitzt man einen freien Geist.

Wenn das hier jemanden interessiert, so interessieren mich die Gedanken derer die ähnliches erfahren haben und sich nicht von langen Texten abhalten lassen, ich denke mal jeder der den Film Matrix richtig verstanden hat wird diese doch schon recht alte Philosophie verstehen, also brüllt eure Gedanken durch die Höhle! Razz
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