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Thema: Mukke Rezensions Thread Sa 18 Jul 2009 - 0:27
Wie der Name schon sagt, ein Rezensions Thread, hier könnt ihr eure Eindrücke zu Alben preisgeben mit welchen ihr euch näher beschäftigt habt, ob diese nun positiv oder negativ sind sei... einfach mal dahingestellt.
Ich hab zwar gerade keine aktuellen auf Lager, aber ich habe in der Vergangenheit schon recht viele geschrieben, deshalb nehme ich die alle mal zum Anlass um diesem Thread hier Futter zu geben.
Seite 1 Sahg - Sahg I Katatonia - Discouraged Ones Orphaned Land - Mabool Sólstafir - Masterpiece Of Bitterness Ne Obliviscaris - The Aurora Veil Melkor - Ferne
Zuletzt von st3vie am Sa 18 Jul 2009 - 0:58 bearbeitet; insgesamt 7-mal bearbeitet
st3vie Parteielite
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Black Sabbath galten schon immer als einer der größten Einflüsse der Hardrock/Metal-Szene, sei es nun die okkult mysteriöse Thematik welche die Band an den Tag legte, oder die schweren schleppenden Riffs die ja quasi als Geburtsstunde des “Doom” galten. Was viele Bands versuchten, nämlich den Sabbath Sound zu adaptieren und trotzdem eine gewissen Eigenständigkeit zu bewahren, gelingt den Mannen Olav Iversen, Thomas Tofthagen & King aus Bergen wirklich ausgezeichnet. Mit ihrem Debüt Album, schlicht und einfach Sahg I betitelt, legen sie einen Silberling hin, der einen wieder zurück in die alten Tage versetzt und dabei doch so erfrischend neu klingt.
Die Musik bewegt sich irgendwo zwischen Hardrock, Stoner-Anleihen, Doom-Riffs und schwummrig, psychedelischer 60er/70er Akustik. Olav Iversen klingt manchmal mehr nach Ozzy Osbourne als Ozzy selbst und textlich bewegt man sich auf ähnlichen Sphären wie die Altmeister aus Birmingham.
Das Intro Parade Macabre baut sich ruhig auf. Die gut gewählte Percussion und die psychedelische Note kommen einem vor wie ein gemächlich beruhigender Drogentrip. Das Intro geht direkt in den zweiten Song Repent über. Olav Iversens Stimme passt sich der psychedelischen Atmosphäre an bis man von einem knallharten Riff aus den Träumen geholt wird. Der Song doomt im besten Midtempo voran und am Ende gibts noch ein endgeiles klassisches Solo!
The Executioner Undead ist sozusagen der Hit der Platte. Klasse Hooks, markantes Riffing und ein wunderbarer Ohrwurm Refrain. Zudem geht der Song die ganze Zeit in bester Paranoid-Manier straight nach vorn. Mein persönlicher Favorit des Albums.
The Alchemist entwickelt sich nachflottem Anfang zu einem Mid-Tempo Doomer der durch seine psychedelischen Einsprengsel aufgelockert wird. Rivers Running Dry besitzt einen unverkennbaren Sabbath Groove und könnte fast von den Meistern persönlich stammen. Im kurzen Interlude Whisper Of Abbadon werden ruhige Keyboardklänge von einer Akustikgitarre begleitet. Ein guter Zeitpunkt um mal kurz zu verschnaufen, denn mit dem nachfolgenden Song Godless Faith wirds wieder tonnenschwer. Zwischen den harten, ausbruchartigen Refrain-Parts driftet der Song immer wieder in okkultes Gefiedel ab das von Olav Iversens umnebelter Stimme unterstützt wird. Klasse ist in diesem Song auch das feinfühlige Schlagzeug.
Soul Exile und Boundless Demise sind zwei straighte Rocker im Stile von The Executioner Undead. Kings Bass tritt besonders in Soul Exile in den Vordergrund während Boundless Demise mit einem ekstatischen Solopart auftrumpft. Der letzte Song Black Passage enthält dann nochmal alle wichtigen Trademarks der Band. Der schleppende Refrain ist absolut stark und das Album kommt nach einem hübschen Akustikspiel zum Ende.
Fazit: Sahg servieren hier einen grandiosen Mix aus Doom Metal, Stoner- und Hardrock. Es ist beachtlich wie die Band trotz der offensichtlichen Anleihen bei Sabbath trotzdem eine gewissen Eigenständigkeit bewahrt und diesem “alten Sound” neue Frische verleiht. Allen die etwas mit Doom Metal oder generell mit Sabbath und Co. anfangen können sei diese Scheibe wärmstens an Herz gelegt. Alle anderen sollten vielleicht lieber erstmal probehören, denn diese Musik ist für ungeübte Hörer wahrlich kein leichter Brocken.
9/10
st3vie Parteielite
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2 Jahre nach dem großartigen Brave Murder Day mussten Katatonia einen Schnitt machen. Jonas konnte stimmlich einfach nicht mehr die Kraft und Ausdauer mitbringen um an seine Leistung auf der Dance Of December Souls anzuknüpfen, zudem niemals die Intensität eines Åkerfeldt (Brave Murder Day) erreichen. Vielleicht war der Song Day auf der damals schon ein Anhaltspunkt, in welche Richtung sich der Katatonia Sound entwickeln würde. Auch wenn man sicherlich an Härte verloren hatte, die jedoch nie ausschlaggebend für die Musik war, so konnte man die todtraurige schwedische Melancholie aufrecht erhalten.
Auf Discouraged Ones zelebrieren Katatonia sehr melancholischen Gothic Rock. Wie auch schon auf Brave Murder Day sind die Riffs sehr repetitiv, wirken jedoch deutlich rockiger und werden von bittersüßen Leadmelodien begleitet. Jonas Gesang ist noch nicht wirklich gut, passt sich jedoch aufgrund seiner phlegmatischen und melancholischen Art ausgezeichnet zum Gesamtbild der Platte.
Auch wenn Discouraged Ones vom Grundcharakter her sehr monoton ist, bietet sie viel Abwechslung. So haben zum Beispiel viele Song richtige Ohrwurm-Refrains, wie z.B. I Break oder Saw You Drown. Im Song Deadhouse gibts neben tollen Leadgitarren sogar einen Walgesang zu hören. Stark ist auch das fast schon interlude-artig beginnende Gone, das dann doch noch zum Ausbruch kommt und mit herrlich depressiven Melodien umsich wirft. Ganz nebenbei konnte Mikael Åkerfeldt auch hier seine Finger wieder nicht ganz aus dem Spiel lassen, er ist auf ein paar Songs als Gastsänger vertreten und half bei den Gesangsaufnahmen als Co-Producer.
Beim hören von dieser Scheibe fühl ich mich übrigens immer wieder in eine verwitterte Holzhütte, die direkt an einem See liegt, versetzt. Drinnen liegt man einsam und nachdenklich auf einer alten, zerklüfteten Ledercouch vor dem flackernden Kamin, während es draußen rastlos regnet und stürmt...und die Tage an einem vorbeiziehen.
Fazit: Discouraged Ones ist rundum gelungen, die Erwartungen nach Brave Murder Day waren riesig. Gerade durch den Stilbruch war es schwierig abzusehen, wie die Platte ankommen würde. Katatonia haben es trotzdem geschafft viele alte Fans zu begeistern. Für mich eine der stärksten Platten der Schweden, weniger "technisch" als die neuen, dafür umso trauriger... Melancholie pur!
8,5/10
st3vie Parteielite
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Es gibt gute Alben, es gibt großartige Alben und es gibt einzigartige Alben. Mabool (The Story Of The Three Sons Of Seven) von Orphaned Land ist so ein Album. 8 lange Jahre ließen sich die Herren Kobi Farhi, Yossi Sa’aron, Uri Zelcha, Matti Svatizky, Eden Rabin und Avi Diamond Zeit und bescherten uns nach ihren ersten beiden Werken, Sahara und El Norra Alila, ihr drittes (Konzept-)Album, oder sagen wir besser Abenteuer...
Das Konzept des Albums lässt sich am besten so zusammenfassen: „Es beginnt mit der Geburt der drei Söhne, führt durch ihre gesamte Reise mit all den Abenteuern und endet mit der Flut, die das sündige „Orphaned Land“ überschwemmt und mit einem wütenden Sturm zerstört. Die drei Helden sind die Schlange, der Adler und der Löwe, die als die drei Söhne der Sieben beschrieben werden. Sie sind die Söhne der drei monotheistischen Religionen (Judentum, Christentum und Islam) und ungeachtet der heutigen Realität versuchen die Helden weiteres Blutvergießen zu vermeiden. Leider schlägt ihre Mission fehl und sie werden der Flut ausgeliefert.“ Es wird in 5 Sprachen gesungen: Englisch, Hebräisch, Arabisch, Jemenitisch, Lateinisch und zudem in Gibberish (Kunstprache). Rund 30 Gastmusiker wirken auf dem Album mit und selbst alte fernöstliche Folkloreinstrumente, wie Saz, Bouzouki und Oud, vereinen sich im Soundgewand der Band.
Das Abenteuer beginnt mit Birth Of The Three (The Unification), nach einem kurzen Intro, welches eine Straßenmusikerin erklingen lässt, setzen die Gitarren ein, mitreißend und treibend. Growlender und cleaner Gesang wechseln sich wunderbar harmonisch ab. Die folklorischen Instrumente fügen sich nahtlos in den Sound ein. Der Höhepunkt wird zum Schluss festgemacht, ein mitreißender Halbrefrain und Chöre lassen den Beginn der Reise ausklingen.
Das Intro von Ocean Land (The Revelation) wird auf einer Bouzouki und einer Oud gespielt und treibende Percussion setzt ein. Kraftvoll werden die ersten Zeilen gegrowlt, ehe Kobi Farhi seinen schon fast klagenden Cleangesang wieder aufgreift. Nach einem dramatischen Gitarrensolo klingt der Song sehr energisch aus. The Kiss Of Babylon (The Sins) lässt einem keine Pause zum erholen und legt kraftvoll los. Der Großteil des Songs wird jedoch von Kobis Gesang und der atmosphärischen Keyboarduntermalung getragen, später gesellen sich noch einige Folkinstrumente, sowie weiblicher Gesang seitens Shlomit Levi (Gastsängerin), dazu. Das Ende des Songs geht nahtlos in den kurzen Song A'salk über. Der neuhebräischer oder arabischer Gesang von Shlomit Levi wird von fernöstlichen Instrumenten begleitet und bereit einen auf die nächste Etappe der Reise vor.
Die Songs Halo Dies (The Wrath Of God) und A Call To Awake (The Quest) weisen beide ziemlich deathlastige Parts in der Songmitte auf. Während Halo Dies (The Wrath Of God) ein ausschweifendes Gitarrensolo enthält erklingen bei A Call To Awake (The Quest) fast schon Dream-Theater-mäßige Frickeleien, die jedoch nie aufgesetzt oder peinlich wirken. Der Song Building The Ark wird akustisch dargeboten und von einem Chor unterstützt, ehe zum Ende Kobi Farhi hinzustößt. Nach den beiden wilden Vorgängern ein kurzer Zeitpunkt der Ruhe...
Norra El Norra (Entering The Ark) ist ein flotter und hymnenhafter Song der sofort ins Ohr geht und leitet mit dem darauffolgenden beruhigendem Akustikstück The Calm Before The Flood den Höhepunkt des Albums ein.
Da die beiden Songs Mabool (The Flood) & The Storm Still Rages Inside nahtlos ineinander übergehen könnte man auch von von einem Song sprechen. Mabool (The Flood) beginnt mit Regenschauern, die Flut beginnt, langsam kommen Geigen und andere Streichinstrumente auf. Die Gitarren setzen ein und Kobi Farhis Growls stehen sinnbildlich für die gewaltige Zerstörungskraft der Flut. Als die Gitarren langsam versuchen auszuklingen beginnt The Storm Still Rages Inside, mein persönliches Highlight des Albums. Allein schon das epische fast 4 minütige Gitarrensolo ist der reine Wahnsinn. Kobi Fahri teilt dem Hörer zwischendurch mit was für ein Schicksal das Land erlitten hat. In Minute 6:25 bricht der Song abrupt ab... doch das Abenteuer ist noch nicht vorbei. Akustikgitarren setzen ein und Kobis klagender Gesang wird später noch einmal von einem weiblichen Chor unterstützt. Die Flut ist zur Ruhe gekommen, die Wellen rauschen noch leise... doch alles scheint verloren.
Das Outro Rainbow (Resurrection), das von Vogelgezwitscher und akustischer Untermalung getragen wird zeigt, das nicht alles verloren ist. Jede große Katastrophe birgt auch eine neue Chance, einen neuen Anfang. Dieser Song bringt das musikalisch perfekt rüber!
Fazit: Eigentlich kann man dieses Album kaum in Worte fassen, man muss es tatsächlich erleben...aber ich habe es trotzdem probiert. Es gibt ein paar Alben die mir wirklich ans Herz gewachsen sind und Mabool (The Story Of The Three Sons Of Seven) ist definitiv eines davon. Wer offen für ungewöhnliche, mutige, toll arrangierte und leidenschaftlich gespielte Musik ist sollte, nein MUSS, sich dieses Album anhören!
10/10
st3vie Parteielite
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Als am 30. Dezember 2005 Sólstafirs zweites Album Masterpiece Of Bitterness erschein ahnten wohl nur wenige, dass dieser bis dato noch recht unbekannten Band, damit ein wegweisendes Album gelungen war. Wo auf I Blodi Og Anda noch größtenteils ein wilder Mix aus chaotisch, punkigem Black Metal zu hören war, besticht Masterpiece of Bitterness durch ein progressives Soundgewand, ausschweifende Intrumentalparts, schwarzmetallischen Spirit, isländische Melancholie und eine äußerst beeindruckenden Atmosphäre.
Der zwanzigminütige Opener I Myself And The Visionary Head ist ein absolutes, wenn auch sicherlich am Anfang schwer verdauliches, Highlight. Ob nun der seltsame sopranartige Frauengesang ganz am Anfang, der flotte Beginn/Schluss des Songs, oder der grandios monotone, nie enden wollende, Mittelteil der sich über fast 15 Minuten erstreckt und trotzdem voller Überraschungen und Wendungen steckt, dieser Song versprüht eine unglaublich Intensität und wird zu keinem Zeitpunkt langweilig. Sólstafir betreiben hier ganz großes (Kopf-)Kino!
“Although i mourn that place…” mit diesen Zeilen beginnt Nature Strutter. Der Song steigert sich rasant in eine nach vorn peitschende Nummer, die durch geschickte Tempobreaks teilweise doomige Züge annimmt. Die “jaulenden” Leadgitarren, Tryggvasons rauer melancholischer Gesang, und das mitreißende Schlagzeug tragen wunderbar zur Atmosphäre bei. Bloodsoaked Velvet ist eine absolut geile progressive Schwarzmetall Nummer mit astreinem Riffing und verrücktem Krächzgesang von Tryggvason. Der kürzeste Song des Albums, der noch gewisse Parallelen zum alten Stil der Band besitzt.
Ljosfari, auch bekannt unter Lux Fare, ist eine wunderschöne, treibende Progressive Metal Nummer der Sólstafir ihren eigenen Stempel aufdrücken. Gerade hier kommen die majestätischen Leadgitarren sehr schön zu Geltung. Beim ruhigen, fast schon retromäßigen, Part ab Minute 2 fühl ich mach an alte Progrockgrößen erinnert und zum Schluss zündet der Song nochmal ein wahres Feuerwerk an Emotionen! Phantastisch!
Das ruhig beginnende Ghosts Of Light steigert sich in einen wahnsinnig starken Knüppelpart mit Doublebass Attacken und einem irrsinnigem Bass-Spiel von Svavar Austman. Tryggvason schreit sich die Seele aus dem Leib und nach ca. der Hälfte des Songs schwingt man in einen sehr atmosphärischen und schwermütigen Part über, absolut mitreißend! Mit den letzten Zeilen: “If i try i will rise… with the ghosts of light!” entlädt auch dieser Song seine geballte Energie und kommt zu Ruhe.
Ritual Of Fire vereint nochmal alles was Sólstafir ausmacht und ist mit einer Länge von 13 Minuten, der zweitlängste Song des Albums. Die Gitarren erschaffen eine starke Atmosphäre, das Schlagzeug gibt dem Song immer neue Impulse und Tryggvason elegischer Gesang thront über allem! Mit dem Outro Náttfari vereint man nochmal akustische und elektrische Gitarren, gibt dem Album einen runden Ausklang und hat sich für Live-Auftritte die perfekte Einmarschhymne geschaffen.
Fazit: Sólstafir gelingt es den Spirit Islands einzufangen und wunderbar auf ihren Sound zu übertragen. In Sachen Intensität und Leidenschaft können es wohl nur wenige Veröffentlichungen aufnehmen und mit Masterpiece Of Bitterness hat man wohl den perfekten Namen für diese Platte gefunden, denn es ist wahrlich ein Meisterwerk der Schwermütigkeit. 10/10
st3vie Parteielite
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Australien hat viel zu bieten, fantastische Landschaften, fremde Kulturen und einzigartige Tiere. Auch musikalisch lassen sich die “Aussies” nicht lumpen, sei es der pechschwarze Black Metal von Abyssic Hate oder der schon seit 30 Jahren fabrizierte Rock ‘n’ Roll der Altherrenmannschaft AC/DC, Innovationen sind jedoch oft Fehlanzeige. Was die 6-köpfige Band Ne Obliviscaris jedoch im Jahr 2007 mit ihrer Demo The Aurora Veil fertig gebracht hat verdient höchsten Respekt und Anerkennung!
Ne Obliviscaris spielen eine Art progressiven Metal mit starkem Black/Death Einfluss. Es gibt ausschweifende Akkustikpassagen, donnernde Doublebass Attacken, ein jazziges Bass-Spiel, wilde Rasereien oder wunderbar melodische Gitarren-Harmonien. Besonders zu erwähnen ist die Violine, gespielt von Tim Charles, die im Soundgewand von Ne Obliviscaris oft eine Art “Lead”-Funktion übernimmt. Eben dieser Tim Charles sorgt auch mit seinen cleanen Vocals zu einem guten Kontrast zum übrigen Kreischgesang von Xenoyr.
Die drei Songs Tapestry Of The Starless Abstract, Forget Not & As Icicles Fall erstrecken sich über 33 Minuten. Man hat es also mit ziemlichen Mammutsongs zu tun welche sich dem Hörer nicht auf Anhieb erschließen und anfangs aufgrund ihrer Vielschichtigkeit doch recht überladen wirken. Die Produktion ist glücklicherweise sehr gut ausgefallen, denn bei dieser vielschichtigen Musik hätte eine schlechte Produktion tödlich sein können.
Tapestry Of The Starless Abstract legt sofort rasant los, schnelles Riffing und hämmerndes Schlagzeug-Spiel leiten den Song ein. Nach einer kurzen Bridge setzt die Doublebass ein. Die beiden Gesangsstile harmonieren perfekt miteinander und haben eine leichte “Beauty And The Beast” Ästhetik. Der Song geht mit dem einsetzen der Violine in einen ruhigeren Akustikpart über. Eine atmosphärisch Akustikgitarre wird nur von Tim Charles Violine begleitet, verträumt schön. Im restlichen Teil des Songs gehts dann wieder härter zur Sache. Die Violine fügt sich nahtlos in den rasanten Sound ein und treibt den Song weiter voran, der nach einem schönen Gesangspart von Tim Charles sehr locker ausklingt.
Sanft und zerbrechlich beginnt Forget Not. Die Jungs schaffen ein dichtes Klangbild aus zarter Akustik, warmem Bass-Spiel, treibendem Schlagzeug und einer trauernden Violine. Knapp 5 Minuten wird hier ein famoser Instrumentalpart dargeboten. Mit dem Einsetzen der E-Gitarren nimmt der Song an Fahrt auf. Dieser Song ist ein ständiges auf und ab, in einer Art “Refrain” gibt es wunderbar gefühlvolle clean Vocals zu hören die von Xenoyr’s Growls unterstützt werden. Ein E-Gitarrensolo leitet nochmal einen rasanten Knüppelpart ein und der Song entläd sich zum Ende nochmal in einem sehr dynamischen Höhepunkt! Wahnsinn!
Elegische Gitarrenläufe starten den letzten Song As Icicles Fall. Dynamisches Schlagzeug-Spiel und Tim Charles Gesang stoßen hinzu. Nach knapp 1:30 Minuten bricht der Song wütend los, geht bis zum Ende straight nach Vorne. Violine und Lead-Gitarre treiben den Song, Blastbeat-Parts regen zum Headbangen an. Das E-Gitarren-Solo und der dramatische Violinenpart gegen zum Ende des Songs sind einfach unglaublich intensiv und lassen einem kaum noch Luft zum atmen bis der Song letztendlich zu Ruhe kommt.
Fazit: Diese Demo ist unglaublich und steckt viele hoch gepriesene Studioalben locker in die Tasche! Die Intensität der Musik von Ne Obliviscaris ist bemerkenswert, auch hab ich selten einen Silberling gehört der so aus einem Guss kommt. Wenn die Jungs ihre Virtuosität, ihren Spielwitz und die Unbeschwertheit auf ihr, hoffentlich bald erscheinendes, Debüt-Album(2009) übertragen können, dann bin ich mir sicher, das Ne Obliviscaris der ganz große Wurf gelingt! Gegönnt sei es dieser fantatischen Band. 9/10 Punkten, ich muss mir ja Steigerungsmöglichkeiten für das kommende Album bereithalten.
9/10
Zuletzt von st3vie am So 19 Jul 2009 - 10:01 bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
st3vie Parteielite
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Noch lange bevor sich Nocte Obducta auflösten startete Bassist Patrick Baumann sein Solo-Projekt Melkor. Ursprünglich war Melkor das Pseudonym Patricks für ein geplantes Zwei-Mann-Projekt, welches jedoch nicht zustande kam und er 2004 beschloss auf eigene Faust zu agieren. Mit der in Eigenregie produzierten Demo Call Of The Enchained (2004) gab Melkor ein erstes und positives Lebenszeichen von sich. Rauer, jedoch keinesfalls melodiearmer Black Metal der alten Schule. 5 Jahre danach ist nun endlich das Debüt Album Ferne erschienen und sollte besonders Black Metal Fans der frühen 90er ansprechen!
Stilistisch hat sich gegenüber der Demo nicht viel verändert, man hat den Stil jedoch verfeinert. Kalter Black Metal mit guten Melodien und überlegtem Keyboardeinsatz, atmosphärisch dicht und ohne große Spielereien. Interessanterweise finde ich, dass das Album irgendwie “mittelalterlich” klingt, ohne jedoch überzogenes Folkgedudel oder dergleichen zu beinhalten. Es sind viel mehr die gut getimten Keyboardpassagen, wie z.B. im Opener Winter, oder auch die recht gelungenen Akustikeinlagen die dem Album stellenweise eine recht schöne, leicht medievale, Atmosphäre verleihen.
Die Produktion ist durchaus gut gelungen, die wilden Passagen sind druckvoll und knorrig, die ruhigen klar und schnörkellos. Der Gesang ist stellenweise schwer verständlich, so das man schon mal einen Blick in die Lyrics werfen muss. Aber alles noch in einem guten Rahmen, hier gibt es wirklich schlimmer Bands! Vom Tempo her ist das Album größtenteils im Midtempo Bereich angesiedelt, trotzdem wird nicht auf schleppende Parts und Knüppeleinlagen verzichtet. Gerade Gebet sei da hervorzuheben, denn dieser Song ist sicherlich der schnellste und brutalste des Albums, ein wirklich schöner Nackenbrecher! Ebenso der Titelsong Ferne, der durch seinen epischen Charakter und seine tollen Melodien besticht.
Über allen Songs hängt trotzdem eine gewisse Monotonie, die aber keinesfalls negativ aufgefasst werden sollte, denn sie haben weiterhin noch genügend Abwechslungsreichtum um nicht ins langweilige und belanglose abzudriften. Ganz besonders gefallen mir die Akustikparts, die zwar selten, dafür aber umso schöner und großartiger inziniert sind und mich phasenweise auch mal an Dornenreich erinnern, wie z.B. das “Zwischenspiel” Keine Karte kennt den Weg.
Fazit: Das Debüt von Melkor ist durchaus gelungen, es verkörpert den alten schwarzmetallischen Spirit ohne altbacken oder primitiv zu klingen. Die leicht medievale Atmosphäre ist wirklich ausgezeichnet und vor allem die Akustikpassagen zeigen, dass hier ein engagierter und sehr guter Musiker am Werk ist. Mit einer besseren Produktion wäre sicher noch etwas mehr möglich gewesen, dennoch bleibt es eine gute Platte. Ein Problem sollte Melkor dennoch haben, nämlich von vielen als - ungewolltes - Pendant zum Nocte Obducta Nachfolger Dinner auf Uranos abgestempelt zu werden. Aber vielleicht dient genau diese Tatsache als rasanter Katalysator für den weitern Verlauf Melkors.
8/10
cRAwler23 Parteielite
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Interessante Rezis st3vie Hast einiges wirklich gut beschrieben und auch gut formuliert so das es durch das Lesen schon etwas mehr Lust aufs Hören macht .
Jedoch gehöre ich zu der Fraktion die Musik lieber für sich selbst sprechen lässt . Aber solche Rezis sind ja für Musikmagazine schon praktisch wenn man wissen will ob sich der Kauf eines Albums lohnt . Schwer ist es nur objektiv und vom eigenen Geschmack unabhängig zu schreiben .
Vielleicht werde ich demnächst mal auch ein paar solche Rezensionen schreiben . So kann ja jeder hier bestimmte Künstler und Musiker hervorheben (oder sich selbst *g*)
Kann man ja sicherlich auch nutzen um nach bestimmten Konzerten und Festivitäten die Eindrücke zu schreiben .
st3vie Parteielite
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Ich finde Rezis recht interessant, man sollte aber alles in allem - wie du schon sagst - objektiv bleiben, was gar nicht so leicht ist, wenn man sich in eine Platte "verschossen" hat. Die Kunst ist es eigentlich nicht jedes Album das einem gefällt in den Himmel zu heben, sondern auch auf seine eventuell vorhanden Schwächen einzugehen. Es ist viel schwerer eine Platte "objektiv" negativ zu bewerten.
Ich würde mich nicht mal als guten CD Rezensenten sehen, aber ich hab dabei einfach viel Spaß und gebe gerne meine Eindrücke preis. Außerdem kann man durch solche Threads seinen Grenzen erweitern. Selbst in diesen oft unnützen Musikzeitungen haben ich schon die eine oder andere Perle entdeckt.
Im Prinzip sollen die Rezis ja nur Lust auf mehr machen... das eigentlich Urteil sollte man dann selber fällen.